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Damiaan

B 1999 (Damiaan) Regie Paul Cox

Nach langem Warten und Gerangel verfilmten die Belgier die Geschichte "ihrer" Mutter Theresa, nur ist es ein Mann namens Vater Damian. Der junge Missionar meldet sich 1873 freiwillig, um den Menschen einer Leprainsel seelisch Beistand zu leisten. Auf der schwer zugänglichen Südseeinsel Molokai werden die Kranken des britisch verfalteten Königreiches Hawaii weitgehend sich selbst überlassen. Der rechtlose Zustand ist dort dementsprechend hoffnungslos.

Pater Damiaan greift sofort ein und zu: Trotz mehrfacher Warnungen faßt er die Kranken an, gibt ihnen Wärme und menschliche Nähe. So bedingungslos handelt er, daß es andere, schächere Menschen erschreckt. Langsam kultiviert sich der "menschliche Abfallhaufen" (so ein Pressetext), hartnäckig fordert der Fürsorger Decken, Betten und Pflegepersonal, nutzt seine wachsende Populärität, um weltweit auf den Mißstand seiner Insel aufmerksam zu machen. Überall hilft er und nebenbei konvertiert er auch noch Britten und Einheimische zum Katholizismus. Aus dem Freudenhaus macht er einen Krankensaal, seiner rigiden Moral fällt er selbst zum Opfer, obwohl auch Zweifel an seinem zölibatären Leben angemeldet werden. Nach elf Jahre erkrankt auch Damiaan an der Krankheit, für die erst 1940 ein Heilmittel gefunden wurde (und an der auch noch heute 100.000 Tausende in der "3.Welt" erkranken). Bis kurz vor seinem Tod 1889 arbeitete Damiaan für seine Gemeinschaft.

Mit einem eindrucksvollen Aufgebot internationaler Stars realisierte der belgisch-stämmige Australier Paul Cox ("A Woman's Tale", "Lonely Hearts"/deutscher Titel: ) diese historische Biographie. Derek Jacobi ist der Kirchenvertreter in Honolulu, dem all das Aufsehen seines Untergebenen zuviel wird, der die Öffentlichkeit lieber auf seiner Seite hat. Peter O'Toole läßt sich als infizierter Mediziner schnell von der Krankheit dahinraffen. Sam Neill versucht als Premier der Inseln alles ohne viel Einsatz zu regeln. Nur Jan Decleir flog aus dem Film. Schade, erwies er sich doch in "Daens", "Antonia" und "Charakter" als Oscar-Garant. Aber auch an anderen Qualitäten mangelt es dem Film: Vor allem der Hauptdarsteller David Wenham ("The Boys", "Dark City") legt den kämpfenden Priester ohne reizvolle Tiefen oder schwache Momente hin. Die entschlossene Einfalt rührt - vor allem am Schluß unter der bemerkenswerten Musik von Wim Mertens ohne Ende - ohne zu packen. (Irritierend nur, daß er so sehr dem dänischen Regisseur Lars von Trier ähnelt.) Schöne Landschaften und eine häßliche Krankheit breiten sich auf CS aus. Dabei legt es der Film nicht darauf an, Ekel vor den Lepra-Geschwüren und den fehlenden Gliedmaßen hervorzurufen. Ein Klavierstück für zwei Hände, gespielt von zwei Pianistinnen wirkt sogar etwas distanziert zynisch. Insgesamt hat "Damiaan" längst nicht die Kraft des anderen belgischen Priester-Films "Daens".


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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