Cecil B.

USA 2000 (Cecil B. Demented) Regie John Waters, 87 Min.

Das Leben und die Kunst - schon immer führten die beiden einen Tanz mitander auf. Hauptsächlich in den Feuilletons, in den Aphorismen von Woody Allen und in der postmodernen Unendlichkeitschleife wieder und wieder. Jetzt ist es an "Cecil B.", die schnöden Fassaden des Kommerzkinos einzureißen und mit seiner billigen 16mm-Kamera wieder das pure Leben einzufangen. Damit das Ganze doch irgendeine Aufmerksamkeit erregt, kidnappt Cecil mit seiner anarchischen Anti-Hollywood-Truppe den eklig eingebildeten Star Miss Honey Whitlock (Melanie Griffith) mitten aus der großen Filmpremiere von "Some Kind of Happiness".

Die schrille Guerilla-Truppe geht in ihrem Engagement für die Kunst über Leichen. Elektroschocks motivieren den unfreiwilligen Star Honey Whitlock, die Maskenbildnerin lebt ihre sadistischen Triebe aus und der männliche Co-Star ist stolz auf seiner perverse Leidenschaft für Whitlock. Ihr Dogma lautet, nur echtes Leben einzufangen. So bricht das schwer bewaffnete Personal vom Underground Cinema mit Star und Kamera in Supermarkt oder Party ein und zwingt alle zum mitspielen. Bis zum letzten Schuß, denn Hollywood ist ihnen auf den Fersen.

Cecil B. heißt im Nachnamen DeMented. Das klingt nach Regie-Urvater Cecil B. DeMille, heißt aber "bescheuert". Vor zitatreichen Kinofassaden entrollt John Waters seine wilde Filmemacher-Parodie. Sie stellt eine Gegenbewegung zu "Nurse Betty" dar, denn hier werden die Scheinwelten des Films gewaltig aufgebrochen. "Cecil B." ist eine Farce - mal eine treffende, mal eine völlig überdrehte, eine verrückte Albernheit. Waters kehrt damit zurück zu dem Stil, der ihn als Untergrundregisseur selbst berüchtigt machte. "Pink Flamingos" (1972), "Polyester" (1981) und "Hairspray" (1988) waren faszinierende Ausbrüche der schillernden Erscheinung John Waters. "Cry Baby", "Serial Mom" oder zuletzt "Pecker" wurden bis auf einige abartige Spitzen fast allgemein-verträglich.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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