Nurse Betty

USA 2000 (Nurse Betty) Regie Neil LaBute, 108 Min.

Betty (Renee Zellweger) ist ein naiver Fans von Fernsehsoaps mit dem großen Traum, einmal selbst die Krankenschwester ihrer geliebten Serie zu sein. Wie all die leidenden Frauen in Musicals - zuletzt Björk in "Dancer in the Dark" - wünscht sich Betty weg aus ihrem wirklich beschissenen Leben. Der Kellnerjob ist mies, mieser noch der ebenso dämliche wie brutale Ehemann Del. Dessen Versuch, kriminell ans große Geld zu kommen, bringt ihm nur zwei richtige Gangster (Morgan Freeman, Chris Rock) ins Haus, die Bettys Küche in ein Blutbad verwandeln. Eigentlich kann sich Betty dafür gar nicht interessieren, da sie gerade im Nebenraum die neueste Folge von "A reason to love" sieht. Doch was sie vom Massaker mitbekommt, schockt sie so, dass sie nicht mehr aus der Scheinwelt des TV-Krankenhauses zurückkehrt. Von nun will sie nur eines: den Fernseharzt Dr. Ravell wiedersehen, mit dem sie einst verlobt war - in der Fernsehserie selbstverständlich. Allerdings fährt sie ausgerechnet mit dem Wagen nach L.A., der das versteckt, worauf die Gangster so scharf sind ...

"Nurse Betty" zeigt eine doppelte Odyssee: Einerseits das Märchen um die verrückte Betty, die mit einigen Zufällen direkt ins Herz ihrer Traumwelt hinein stolpert. Dann die alberne bis philosophische Reifung des alternden Killers Charlie (Morgan Freeman), dessen letzter Auftrag so richtig schief geht. Das Verirren eines Fans in der - in Wahrheit grausam zynischen - Scheinwelt des Fernsehens ist eine exzellente Idee für das Medium Film, bei dem Sein und Schein immer schnell zur Hand sind. Regisseur Neil LaBute zeigte "In the Company of Men", wie gnadenlos er den Menschen - meist in der Untergattung Mann - in ihre schwarzen Seelen blickt. Dieser Spott auf die weltweite Serienbegeisterung ist jetzt jedoch nur nett und freundlich. Es scheint, auch LaBute hat zuviel Grausames gesehen und flüchtet sich nun in das harmlose Rosa Hollywoods. Statt analytischer Schärfe, spielt rührende Tragik die Hauptrolle und wir können uns des guten Ausgangs sicher sein.

Da war noch der Banderas-Film "Crazy in Alabama" wesentlich pointierter. Melanie Griffith begab sich darin als angehender Hollywood-Star auf die gleiche Reise in den TV-Schein. Renee Zellweger, deren Rollen in "Jerry Magiure", "Ich beide & sie" oder "Der Junggeselle" wohl hauptsächlich mit dem Attribut "süß" bezeichnet werden, spielt hier einen nicht allzu tiefen Charakter. Es ist die späte Nachfolge von Doris Day, kongenial in der unbedarften Harmlosigkeit und so passend zu einem nur netten Filmchen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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