Die Brücke von Ambreville

Frankreich 1999 (Un pont entre deux rives) Regie: Gérard Depardieu, Frederic Auburtin, 92 Min.

Im Kino weinen - das ist es, was Mina und Matthias zusammenbringt. Die lebenslustige Mina (Carole Bouquet) ist Haushaltshilfe bei einer reichen Familie und der Ingenieur Matthias (Charles Berling) deren Gast, solange er die große Brücke von Ambreville baut. "Die größte Europas" wird erwähnt. Aber Mina ist auch seit 15 Jahren mit dem Arbeiter George (Gérard Depardieu) verheiratet. Ihr aufmerksamer Sohn Tommy fungiert als leidender Zeuge der "Menage à trois".

Im Kino liefen zu den Tränen "Jules et Jim" und die klassische Dreiecksgeschichte des französischen Kinos ist der Polarstern, nach dem sich Gérard Depardieus zweite Regie ausrichtet. Auch unter der eigenen Regie bleibt Depardieu ein faszinierender Schauspieler. Er spielt den bescheidenen, still leidenden Ehemann zurückhaltend, was ihn dann doch wieder zur faszinierendsten Figur macht. Nach Entdeckung des Betruges äußert er fast zärtliche Eifersucht, ein unfassbar fester Pfeiler in der Gefühlsbrandung. Aber nach vielen Jahren fungiert der Ehegatte nur noch als Ernährer, ansonsten ist er nutz- und witzlos. Der fesche Ingenieur kann sich hingegen eine Zweitwohnung und -frau leisten.

Der stille Film nach einem französischen Bestseller von Alain Leblanc fängt den Zeit- und Lokalkolorit eines französischen Dorfes in den Sechzigern sehr reizvoll ein: Solex-Räder, Citroen DS und 2CV, Jacques Anquetil war davor die Tour zu gewinnen. Die vergilbte Tönung stimmt, auch wenn die Bilder dabei nicht an die präzisen und betörenden Kompositionen von Patrice Leconte herankommen. Doch vor allem die wunderbaren Schauspieler machen "Die Brücke von Ambreville" so sehenswert. Sie und die stimmigen Dialoge, die leider manchmal holperig übersetzt wurden.

Am Ende kann dann auch George weinen und ein schönes Gleichgewicht aus Glück und Melancholie überspannt den Fluss des Lebens.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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