Brother

J/GB 2000 (Brother) Buch, Regie und Schnitt Takeshi Kitano, 112 Min.

Takeshi Kitano, ein japanischer Superstar in Sachen Gangsterfilm (und auf vielen anderen Gebieten), überraschte mit seinem letzten Film "Kikujiros Sommer", der spielerischen Reise eines harmlosen Gangsters mit einem einsamen Jungen. Jetzt drehte Kitano erstmals in den USA und kehrte wieder ganz zu seiner Spezialität zurück, den Yakuza, den japanischen Gangstern. Mit allen blutigen Folgen, die so ein Gangsterfilm hat.

Ein Japaner kommt in den USA an und das erste, seltsam schräge Bild zeigt bereits einen dieser eiskalten Engel, die nur aus Stil und Kaltblütigkeit bestehen. Wie eine Maschine räumt Yamamoto direkt mit der Gang seines kleinen Bruders auf, locker-flapsige Versager, die ihn verlachen, dabei ist Aniki - so nennt man den großen Bruder - geschickter als all die albernen Kleinkriminellen. Er reagiert schneller als man kuckt und schon liegt wieder eine Leiche rum. Aniki kassiert mit seinem Yakuza-Ethos neue Territorien ein und zettelt einen Bandenkrieg nach dem anderen an. Dabei verhält er sich so kompromisslos und lakonisch wie der ganze Film von Kitano.

Brother - auf deutsch: Bruder - konjugiert die Varianten der ,,Bruder-Schaften" durch. Der leibliche kleine Bruder wird vernachlässigt, die rechte Hand aus der Yakuza-Familie opfert sein Leben, nur um Loyalität zu zeigen. Und dann gibt es noch den schwarzen Bruder Anikis - eine reizvolle Doppelung des schwarzen Selbstbezeichnung Brother. Hier gibt es fast eine Freundschaft - wenn es denn in dieser Welt Gefühle gäbe.

"Brother" ist der lange, lakonische Abschied eines Yakuzas vom für ihn unbedeutenden Leben. Aus Japan floh er - das zeigt eine lange Rückblende - nach der Ermordung des Bosses und der schmählichen Auflösung der Familie. Wie auf Autopilot killt und kassiert er weiter, ohne eine Regung zu zeigen. So wird die coole Gangstershow ihrer Sinnlosigkeit preisgegeben und es eröffnen sich Räume für poetische Killergeschichten. Für Momente der Ruhe, für ungewöhnliche Aufnahmen. Die Gangster spielen wie Kinder, um im nächsten Moment ein Blutbad anzurichten. Denn die Leichen bleiben einen auf dem Magen liegen, die schnörkellose Brutalität ist so unfassbar, dass man den ganzen stilisierten Kram der Typen in den schwarzen Anzügen mit den weißen Schlipsen nicht richtig ernst nehmen kann.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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