Benjamin Blümchen - Seine schönsten Abenteuer

BRD 1997, Regie Gerhard Hahn, 75 Min.

Daß Benjamin Blümchen - wie viele populäreFiktionsfiguren - eine neuerliche Auswertung im Zeichentrickerfährt, ist nicht überraschend. Ungewöhnlich dabeinur seine Herkunft von der Tonkassette. Seit 1977 erlebt der vonElfie Donnelly entwickelte Elefant in Hörspielen kleineGeschichten für seine junge Zuhörerschar. Über 43Millionen verkaufte Kassetten verdeutlichen BenjaminsPopularität auch denjenigen, bei denen sich das markante"Törööö" nicht im Gehörgang festsetzte.Schon 1988 gab es erste Zeichentrickfilme mit Benjamin Blümchenauf Video, 1991 strahlte das ZDF eine 13teilige Trickserie aus.Inzwischen geht Benjamin - anders als in den Hörspielen - aufden Hinterbeinen. Einige Falten und die Stoßzähne verlorer - den Zeichnern waren sie bei den Mundbewegungen im Wege.

Auf den Hörkassetten führt jede Erzähl- undLerneinheit Benjamin mit einem speziellen Thema zusammen. Die dreiEpisoden des Kinofilms "Benjamin Blümchen - Seine schönstenAbenteuer" folgen diesem einfachen Prinzip. Beim Besuch derAusstellung "Neustadt in der Steinzeit" trifft ein SaurierknochenBenjamin am Kopf. In der Ohnmacht träumt sich der Elefant in dieSteinzeit, wo er alte Bekannte trifft: Den zehnjährigen FreundOtto im Lendenschurz, die rasende Reporterin Karla Kolumna auf einemSteinzeit-Roller oder den kurzsichtigen Bürgermeister, der jetztHöhlenmeister heißt. Benjamin, der Dickhäuter mitMütze, roter Jacke und umgekrempelten Jeans, ist ein sehrsanftmütiger, freundlicher Geselle. Nur wenn Steinzeitmenschenseine historischen Artgenossen zur Mammutsuppe machen wollen, startetBenjamin mit lautem "Törööö" eine Rettungsaktion.

In der zweiten Geschichte trifft Benjamin auf Bibi Blocksberg, einkleine Hexe, die mit ihrer Hexenmutter in einer ganzgewöhnlichen Stadtwohnung haust und ansonsten in ihren eigenenGeschichten herumspukt. Bei ihren Flugübungen auf einem Besenläßt Bibi ein Flugzeug abstürzen. Benjamins Hilfebesänftigt den Piloten und nach einigen witzigen Fehlversuchen(mit Bibis bekanntem "Hex, Hex") kann das Flugzeug wieder in seinenursprünglichen Zustand gezaubert werden.

Dann treten Benjamin und Otto bei einem Ballonwettbewerb gegen dengemeinen Grafen von Zwiebelschreck an. Nach überwundenenSchwierigkeiten mit dem Auf und Ab, mit Ballast und Brennerflamme,verzichten die Helden auf den sicheren Sieg, um zwei Kinder vor demSturz in einen Wasserfall zu retten.

Die Kleinen erhalten durchgehend Benjamins Schutz gegenübermanchmal beschränkten und rücksichtslosen Erwachsenen. Dasist die pädagogische Konstante - neben dem einen Lied proEpisode. Benjamins Freund Otto findet zwar die Schule nicht gut, aberseine Erlebnisse mit dem tapsigen, großen Elefanten liefernkleine Einblicke in bestimmte Berufe und Bereiche, ersteBekanntschaften zum Beispiel mit Heißluftballons. DieGeschichten sind für das jüngste Kinopublikum gedacht unddeshalb nicht mit Wissenswertem überladen.

Die übersichtliche Welt Neustadts und seines Zoos vermitteltsich über flächige Zeichnungen und Figuren. Auch formalsind die Geschichten einfach gehalten, eine schnell vertraute Formelerzählt vor allem. Ohne übertrieben moralischen Zeigefingeroder geballte Wissensvermittlung. Die Abwesenheit von allemIrritierenden kommt der ganz jungen Zielgruppe entgegen. Doch alleinbetuliche Harmlosigkeit ohne Phantasie - ist das nicht eine Vorstufezur glatten, anspruchslosen Unterhaltung, die unsere Kinosüberschwemmt?

Sehr auffällig ist die wortwörtlich "unsaubere"Zeichenarbeit von Gerhard Hahn("Werner - Beinhart","Asterix in Amerika")und den spanischen Zeichnern. Kein Bild kommt ohne Flecken und Flusenaus.

Günter H. Jekubzik


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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