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Das Mädchen mit der Nadel
Trine Dyrholm, Besir Zeciri, 122 Min.
Kopenhagen im Jahr 1919: Das Schicksal meint es nicht gut mit der jungen
Karoline (Vic Carmen Sonne). Ihr Mann kämpft im Krieg. Ob er noch lebt,
ist ungewiss. Solange bleibt ihr die Witwenrente verwehrt. Sie verliert
ihren Job in einer Fabrik, die Affäre mit ihrem Chef findet ein jähes
Ende. Allein, mittellos und schwanger sieht sie nur einen Ausweg: Sie
muss ihr Kind loswerden und greift zur Stricknadel. Doch Dagmar (Trine
Dyrholm) hindert sie daran, das Kind abzutreiben. Sie verspricht ihr,
das Baby stattdessen an eine wohlhabende Familie zu vermitteln. Dagmar
hat einen florierenden Handel etabliert, mit dem sie Frauen wie Karoline
aus ihrer Not hilft. Die beiden Frauen werden Freundinnen und Karoline
hilft bei den illegalen Geschäften. Bis sie eine schreckliche Entdeckung
macht.
In finsteren Schwarz-Weiß-Bildern erzählt Magnus von Horn von einer
dunklen Epoche der dänischen Geschichte. Insbesondere für alleinstehende
Frauen geht es in jener Zeit ums nackte Überleben. Als Karolines Ehemann
vom Krieg gezeichnet nach Hause zurückkehrt, wendet sie sich von ihm ab
und dem wohlhabenden Fabrikbesitzer zu, dessen Versprechen verführerisch
klingen. Die Figuren in von Horns Erzählung sind ambivalent, die Zeit
rechtfertigt die Mittel. „Das Mädchen mit der Nadel“ ist ein Horrorfilm
mit Monstern aus Fleisch und Blut. Angelehnt an eine wahre Geschichte
legt der Film, der seine Premiere im Wettbewerb von Cannes feierte, den
Fokus auf die weibliche Perspektive. Die Handlungen der Protagonistin
sind nachvollziehbar, deshalb aber noch lange nicht richtig. Der
Zuschauer befindet sich in einer konstanten moralischen Zwickmühle. Zu
verdanken ist das den hervorragenden Darstellerinnen und der dichten
Inszenierung, die vor allem in der zweiten Filmhälfte ihre Sogwirkung
entfaltet.
Ein FILMtabs.de Artikel
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- Publiziert von:
- Lars Tuncay, 08.01.2025 / 5:27
- Rubrik:
- Kritiken LT
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