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Scream

USA 1997 (Scream) Regie Wes Craven, 111 Min.

Drew Barrymore stellt den Fernseher an. Das Popcorn und der Messerblock stehen bereit. Alles klar für einen netten Horrorabend! Nur wird Drew Barrymore nicht lange dabeisein, weil "Scream" ohne Umschweife sein blutiges Metzelhandwerk startet. Die ersten zehn Minuten sind klarer, geradliniger, gnadenloser Horror. Ein geheimnisvoller, hörbar wahnsinniger Anrufer umschleicht das einsame Haus. "Wenn du die folgende Frage nicht beantworten kannst, mußt du sterben: Wie hieß der Mörder in 'Freitag, der 13.'?"

Nicht schwer - sagen die Fans des Genres für die dieser Film gemacht ist. Ihnen reicht schon der Name Wes Craven als Qualitätsurteil. Der graduierte Philosoph Craven inszenierte 1984 den Klassiker "A Nightmare on Elmstreet", der es mit der rasiermesserscharfen Kultfigur Freddy Krueger auf sechs mehr oder weniger gute Fortsetzungen brachte. Zum Abschluß gab es dann den düsteren, selbstreflexiven "Wes Craven's New Nightmare". Auf die Frage nach ihrem Lieblingsfilm antworten die mordgefährdeten Teenager "Nightmare - aber nur den ersten Teil, der Rest war Mist!" Das erzählt "Scream" alles auch - nebenbei.

"Scream" spielt mit der Angst und dem Horror - Funny Games. Eine Art postmoderner, selbstreflexiver Horrorfilm also? "Scream" meint dazu selbst: "Wenn es zu kompliziert wird, verliert man seine Zielgruppe." Wie wahr!

Deshalb zum Inhalt: Eine dämonische Gestalt mit schwarzem Umhang und weißer Totenmaske quält auf mörderische Weise amerikanische Teenager. Es gibt einige Verdächtige für die Morde. Ein Junge will nach zwei Jahren seiner Freundin Sidney an die Wäsche und bekommt eine Abfuhr. Und da war noch der Mord an Sidneys Mutter vor genau einem Jahr. Ist der Vater vielleicht zu moralisch?

Der amerikanischen Teenager-Horror war besonders schrecklich, weil er Moral und Gesellschaft mit scharfen Messern und viel Blut ofenlegte. Siebzehnjährige, die immer knapp vor der Unterhose haltmachen. Mädels, deren Zimmer wie ein Barbie-Puppenhaus wirken. Und wer sich nicht an die Regeln äußerster Biederkeit hielt, soff, kiffte oder herumvögelte, starb umgehend. (Andere Hautfarben oder sexuelle Ausrichtungen hatten noch weniger Überlebenschancen.) Somit ist "Scream" auch ein Lehrfilm in Sachen Horror: Frag' nie "Wer ist da?", Sag' nie "Ich bin gleich wieder zurück". Und falls du ein Mädchen bist, verliere auf keinen Fall deine "Unschuld" - das wäre dein Todesurteil! Auch einige Gedanken zum schädlichen Einfluß der Horrorfilme auf die Jugend? Ein guter Scherz! Immerhin ist ein Horrorfan unter den Verdächtigen.

Zum lustigen Zitateraten des Films paßt, daß einem die jungen Darsteller sehr bekannt vorkommen: Billy ähnelt einem Johnny Depp-Double mit Rändern unter den Augen. Sidney, das zentrale Opfer, hat etwas von der Jamie Lee Lewis, die am Anfang ihrer Karriere eine Reihe von Horrorstreifen überlebte.

Mit "Scream" macht Craven seinem schaurigen Ruf - nach dem guten aber harmlosen "Vampire in Brooklyn" - wieder alle Ehre. "Scream again" steht übrigens schon als Nachfolger auf dem Drehplan!

Soundtrack.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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