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Multiplexe der Region Aachen (5)
Alsdorf - Cinetower

Von Günter H. Jekubzik

3 Säle, 988 Plätze Investitionskosten über 12 Millionen DM Internet: http://www.cinetower.de

Einst waren Fördertürme Wahrzeichen der Stadt Alsdorf. Nun wenden sich die Blicke zum weithin sichtbaren historischen Wasserturm, dem die alteingesessenen Kinobetreiber Stürtz neues Leben einhauchten. In wenigen Tagen, wahrscheinlich am 18. Dezember, wird der Cinetower Alsdorf eröffnet. Am Fuße des Wasserturms gibt es dann drei neue Kinosäle, drei gastronomische Angebote und einen Ballsaal. 2000 Sitzplätze bietet der Kinopark Alsdorf dann - doppelt so viel wie bislang mit den Kinos Atrium, Gloria, Forum und Thalia an der Rathausstraße. Damit ist der Cinetower mehr als nur ein Kinoneubau - es ist ein großer, mutiger Schritt der Familien Stürtz, in Alsdorf ein Kinozentrum zu schaffen.

Schon der erste Blick auf das neue Gebäude macht klar: Dies ist kein Multiplex der üblichen Bauart. Während die Kinozentren von der Stange ihre Säle an einem langen Schlauch aufreihen, gliedern sich die Kinos und Kneipen des Cinetowers kreisförmig um den Wasserturm. Das rauhe Mauerwerk wird nun von einem hellen, geräumigen Glasfoyer eingefaßt. Ein Holzboden lädt zum Verweilen ein, ganz anders als die funktionalen Abfertigungshallen der meisten Multiplexe.

Die Filmförderungsanstalt (FFA) definiert Multiplexe als Kinoneubauten mit mindestens sieben Sälen. Der Kinopark Alsdorf umfaßt zwar sieben Säle und respektable 2000 Plätze, aber an zwei Orten. Die imposante Krönung des Kinoparks Alsdorf ist der Tower 7: 560 Plätze in einem imposanten grauen Raum, eine riesige Leinwand von 191 qm. Die beiden kleineren Säle Tower 5 und 6 bieten 230 beziehungsweise 198 Zuschauern Platz. Leo Stürtz rechnet damit, daß sein Publikum die neuen Säle schnell annehmen und auch den alten vorziehen wird. Als Service sollen die Kassen bald zentral Karten verkaufen, die Vorstellungen der älteren Kinos rund eine Viertel Stunde später beginnen. Zeit zum Umplanen bei vollen Sälen.

Ob moderne Technik und optimaler Kinokomfort genügend Anreiz bieten, die Zuschauerzahlen zu verdoppeln? Der Zustrom aus dem Umland und aus Aachen müßte noch viel stärker werden. Allerdings bieten die im Cinetower beheimateten, zusätzlichen Freizeitangebote auch unternehmerischen Rückhalt. "Modenschau, Tagungsstätte, Ausstellungs- oder Konferenzraum, Hochzeits- oder Geburtsfeier ...." - all das soll der Ballsaal laut Pressemitteilung sein können. Hier trifft sich der Trend aller Kinos, Räume auch zu kinounüblichen Zeiten zu nutzen, mit dem lokalen Bedürfnis nach einem Festsaal. Kino wird in Zukunft nicht ausschließlich Film bieten, der Cinetower liegt da mit einer Theater- und Kleinkunstbühne, mit Videoprojektionen von Sportereignissen voll im Trend.

Den Markt der Kinozentren beherrschen üblicherweise große Konzerne. Fast zwei Drittel des derzeitigen Kinobaubooms treiben fünf führende Unternehmen voran: die amerikanische UCI, der Erneuerer Hans-Joachim Flebbe mit seinen Cinemaxx-Kinos, die Düsseldorfer Ufa, der Warner-Konzern und die Familiengruppe Kieft. Bislang wurde die Bezeichnung "Kinopark" für vier Säle in Alsdorf belächelt - jetzt erfüllt sich die Vision der Familie Stürtz auf eindrucksvolle Weise. Daß mit Leo und Willy Stürtz zwei engagierte Kinomacher hinter dem Projekt stehen, überrascht vor der Geschichte des Unternehmens nicht. 1928 eröffnete in der damaligen Hindenburgstraße Alsdorfs eine Gaststätte mit Tanzsaal und Möglichkeit der Cinematographie. Zehn Jahre später entstand unter der Leitung von Maria Stürtz das Atrium-Theater mit über 600 Plätzen, Bruder Leo Stürtz Senior ließ 1952 das Gloria erbauen. Bei technischen Fortschritten des Kinos war die Stürtz-Familie immer unter den ersten, die vollautomatische Vorführanlagen (1963), Dolby (1978) oder Digitale Tonanlagen (1994) einführten.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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