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Hero - Ein ganz normaler Held

Von Günter H. Jekubzik

Stephen Frears,der Regisseur von "Mein wunderbarer Waschsalon", "GefährlicheLiebschaften" und zuletzt "Grifters"knüpft mit seinem amerikanisch unterhaltenden "Hero" an dieGesellschaftskritik seiner britischen Periode an. Ein endlich wiedermeisterlicher Dustin Hoffman, Geena Davis und Andy Garcia spielen denso wichtigen Begriff 'Held' mit seinen Glanz- und Schattenseitendurch, beginnend mit einer Konfettiparade für Kriegshelden,Vietnam-Veteranen streifend und Feuerwehrmänner ignorierend. Dereigentliche Held startet ganz banal: Bernie LaPlante (Dustin Hoffman)beklaut seine eigene Anwältin, die ihn gerade noch mal vor demGefängnis retten kann, sogar im Gerichtssaal. Das Motto seinerSchäbigkeit lautet "keep a low profile" - bleibeunauffällig. Hauptsächlich erfolglos paßt sich seinTrenchcoat auch dem Schmutz einer elenden Bude in heruntergekommenerUmgebung an.

Als vor Bernies Schrottkiste im strömendem Regen einPassagierflugzeug notlandet, kümmert er sich zuerst um seinefrischgeklauten Schuhe, bevor er die Tür des Fliegersöffnet, 54 Menschen das Leben rettet und verschwindet. Unter denGeretteten ist Gale Gayley (Geena Davis), erfolgreiche undskrupellose Reporterin. Noch auf der Trage ruft sie den heraneilendenKollegen zu: "Das ist meine Story. Ich habe die Recherche gemacht."Mit ihrer Story vom verschwundenen 'Engel des Fluges 104' hebt nachdem Crash der Sender Channel 4 steil ab. (Übrigens ein Hinweisauf den namensgleichen britischen Kulturkanal, der als Finanzierfür viele Filme fungiert.) Die Suche nach dem Retter mittelseiner Millionen-Belohnung wird zur verkehrtenAschenputtel-Geschichte: Das Gegenstück zum am Unglücksortzurückgelassenen Schuh soll den wahren Heldenidentifizieren.

Doch der Besitzer des Schuhs ist nicht der echte und gleichzeitigdoch der richtige Held: Während Bernie in den Knast wandert, woseine Geschichte noch weniger geglaubt wird, erweist sich John Bubber(Andy Garcia) als der geeignete Held. Im Blitzlichtgewitter hat ereinen Seitenblick für die Obdachlosen und bewirkt sogar Wunder.Er nutzt die Medienchance, um die Welt zu ändern. SeinNaturtalent als 'Medium' und die Tricks eines Senders rühren dieHerzen der Menschen.

Der in den Schnitt montierte Kontrast zwischen Bernies Armut anmenschlicher Aufmerksamkeit und dem Reichtum des öffentlichenInteresses, in dem Bubber badet, gehört zu den ernsteren,tieferen Aspekten von "Hero". Die umwerfend komische Glorifizierungdes Retters, der überdrehte Medienrummel sorgen unter anderemfür das gekonnte Gleichgewicht zwischen Komik und Dramatik, dassich auch in Hoffmans Gesicht widerspiegelt. Die Musik referiert analte, heroische Hollywoodfilme wie auch die eher am Rande behandelteEthik des Journalismus zu dem oft als Vorgänger erwähnten"Meet John Doe" von Frank Capra führt. Dort wurde ein falscherHeld aufgebaut, eine Reporterin nahm eine wichtige Rolle ein undSprünge von Wolkenkratzer hatten auch eine hohe Bedeutung.Frears "Hero" erinnert in seiner Leichtigkeit jedoch eher anwunderbare Preston Sturges Komödien wie "Hail the ConqueringHero". Daneben ist "Hero" dicht konstruiert, eine großeMediengeschichte und ein großer Spaß, auch wenn das Endeetwas Zynismus zurücknimmt und sogar den schäbigenAntihelden Bernie in den Schoß einer glücklichenKinofamilie zurückkehren läßt.


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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