Happy Times

China 2001 (Xingfu shiguang) Regie: Zhang Yimou Darsteller: Zhao Benshan, Dong Jie, Li Xuejian, 96 Min.

Herr Zhao möchte heiraten. Nun hat sich die chinesische Bevölkerung mit den grausamen Abtreibungen und Morden am weiblichen Nachwuchs selbst reingelegt. Denn es herrscht Frauenmangel im Land. So muss Herr Zhao wieder mal eine Summe Geldes auftreiben und seiner Auserwählten vormachen, er betreibe ein florierendes Hotel. Dass es nur ein schrottreifer Bus ist, den er mit einem Kumpel für Liebesnächte junger Leute hergerichtet hat, vergisst er zu erwähnen.

Die Verlobte spielt aber in Sachen Falschheit und Eigennutz in einer ganz anderen Liga: Während sie den fetten Sohn weiter mästet, muss die blinde Tochter Wu darben und wird schließlich zu Zhao abgeschoben. Es solle ihr einen Job im Hotel besorgen. Erst aus Mitleid - später bricht sein gutes Herz durch - versucht der arme Rentner die Hotelfassade zu waren. Zusammen mit anderen Ruheständlern bastelt er einen "Massageraum" in einer verlassenen Fabrik, samt Galerie, auf der die Schauspieler das Ergebnis ihrer Inszenierung beobachten. Das Mädchen Wu spielt mit. Und Zhao ist so beschäftigt, die Fassade zu wahren, dass er zeitweise die Hochzeitsgeschichte vergisst.

Yimou erzählt nach "Joudou", "Rote Laterne", "Die Geschichte der Quiyu" wieder eine ergreifende Frauengeschichte. Diesmal in sehr aktuellem Umfeld und über lange Strecken als leichte Komödie. Die tragische Schicksalsschwere frühere Filme fehlt.

Es gibt wunderbare Momente des Näherkommens: Wenn Wu erstmals Zhaos Gesicht fühlt - mitten im Trubel einer belebten Straße. Und wenn man das ganze als politische Parabel sehen möchte, wie es richtig spannend: Da betreiben ein paar alte Narren freies Unternehmertum im kommunistischen China und keiner merkt es. Nicht mal sie selber, denn alles läuft als Scheinveranstaltung ab, selbst die Geldscheine sind unbedruckte Papierstreifen. Was will uns das über den Wert des Geldes und des Kapitalismus in China sagen? Zhao ist sehr fantasiereich in seiner Armut. Er hat eigentlich eine Geschäftsidee nach der anderen, nur sieht er sie nicht.

Den Abschluss der "Happy Times" bildet ein wunderbarer, rührender und trauriger Dialog zwischen einem gesprochenem Abschied auf einem Walkman und dem Brief eines Bewusstlosen. Dieser völlig seltsame Moment allein lohnt diesen stillen Film im Stile von "Kikojiro" oder "Kolya". Dong Jie, die tolle Darstellerin des eigensinnigen, stillen Mädchens Wu ist ein weiterer Grund, diesen sensiblen und klugen Film zu genießen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch
Ein Service von
arena internet service
FILMtabs-Logo