Ghost in the Shell

Japan/GB 1995 (Koukaku kidoutai) Regie Mamoru Oshi, 80 Min.

Wer meint, japanischer Zeichentrick sei seelenloseComputeranimation, sollte sich zur Nachhilfe dieses "Manga" - nachden überaus populären japanischen Comics fürErwachsene - gönnen. In einer gewaltigen Megastadt jagt einGeheimdienst-Team den Super Hacker namens Puppet Master, ein seeehrintelligentes Programm, das von seiner Persönlichkeitübernommen wurde.

Der Hintergrund ist eine Mischung aus dreckiger Politik undSpionage. Die Agenten um Major Kusanagi sind sämtlich Cyborgs -Cyber Organismen, Maschinen, der Fähigkeiten denen der Menschenweit überlegen sind. Die sehr weiblich erscheinende Cyber-CopKusanagi hat vier Interface-Kontakte am Hals. Ihre subjektivePerspektive zeigt ebenso Infrarot-Aufnahmen wie Stadtpläne oderVideoaufzeichnungen. Fast jeder trägt Implantate in sich, nurder Gehilfe ist bis aus die kleine Gehirnkapazitäts-Erweiterunggrößtenteils "human".

Zu den phantastischen Science Fiction-Ideen gehört eine ArtTarnkappe, Gehirnbarriere-Brecher zum Gedankenlesen, dieKommunikation über Gedanken und Hubschrauber, die sich invogelartige Formen wandeln. Der größere Reiz liegt in denZeichnungen von Atmosphären und sehr sinnlichenKörperdetails (die auch schon mal mechanisch sein können)."Ghost in the shell" zeigt die Stadt im Regen, in der Nacht, beimtäglichen Markttreiben. Ebenso eindrucksvoll ist der Score, eineMischung aus schneller und melancholische, fast meditativer Musik.Dann folgen schnell wieder Action-Sequenzen und spannendeGeheimdienstaktionen: Auch die Zukunft rast immer noch mit Autos undquietschenden Reifen durch die Nacht. Dazwischen vieleErklärungen, aber auch sehr intensive Momente.

Der Ghost des Titels in die Seele, modern angesiedelt in derSchale des Gehirns. Sie macht sich als Puppet Masterselbständig.

Ein riesiger Kampfpanzer knallt die gesamte Evolution ab - ineiner Art historischem Museum. An der Spitze stehen nach eigenerAussage jetzt die Cyborgs. Und eine Ahnung in ihrem Inneren sagt,daß sie mehr als nur Programm sind. Während die armenMenschen verzweifelt sind, weil ihre originäre Erinnerungunwiderruflich von simulierte Erfahrungen gelöscht wurden.

Erkenntnisse der Arbeit mit genetischen Algorithmen fließenebenso in den Film ein wie philosophische Implikationen über dasWesen des Menschen, das von den Maschinenwesen in Frage gestelltwird. Wie beim "BladeRunner" empfinden die Kunstgeschöpfe viel menschlicher. Fastanrührend beschreibt Kusanagi ihre Emotionen beim Tauchen. IhreSpiegelung an der Trennfläche zwischen Wasser und Luft ruftStimmen aus der Tiefe hervor: "Was wir jetzt sehen, ist nur einundeutliches Bild im Spiegel, doch werden wir sehen von Angesicht zuAngesicht." Am Ende steht die durchaus positive Utopie vonProgrammen, die ihr eigenes Leben einklagen und zu organischerVereinigung streben, wie auch in William Gibsons neuem Roman"Idoru" oder in dem trashigenSci-Fi "Cyborg 3". Sie erkennendie Notwendigkeit von Diversifikation, der Verbindung vonUnterschiedlichem, denn Perfektion behindert die Entwicklung.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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