Der Blade Runner (Directors Cut)

USA 1982 (Blade Runner) Regie Ridyley Scott, 117 Min. (?)

Von Günter H. Jekubzik

Der Kultfilm "Blade Runner" ist nach seinem zehnjährigen Aufstieg in die höchsten Galaxien der Science-Fiction-Filme jetzt als sagenumwobener "Directors Cut" zu sehen.

Replikanten des Typs "Nexus 6" flohen nach einer blutigen Meuterei aus den Off-World-Kolonien zur Erde. Der ehemalige Blade Runner Deckard (Harrison Ford) erhält den Auftrag, sie zu eliminieren. Ein "Voight-Kampff Test" zeigt die letzten Gefühllosigkeiten der fast perfekten Mensch-Nachbauten auf. Doch während die Menschen inhuman handeln, zeigen die Replikanten immer mehr menschliche Züge. Geistig unterlegen und körperlich wesentlich verletzlicher als die Androiden, ist der Jäger letztendlich auf die Gnade seiner Opfer angewiesen.

1982 ohne Erfolg gestartet, entwickelte sich "Blade Runner", die düstere Zukunftsvision eines Jahres 2019, zum Dauerbrenner und nicht nur in Filmkreisen zum unerschöpflichen Diskussionsgegenstand. Neben der trivialen Begeisterung über coole Sprüchen des vom "film noir" in den Science-fiction übertragenen Detektiv-Typen, entdecken die vielen Interpretationen im Verhältnis des Replikanten (oder des gefallenen Engels) Batty zu seinem Schöpfer eine Umkehrung religiöser Motive. Reich an Anleihen der Kultur- und Filmgeschichte wurde "Blade Runner" mittlerweile selber zur Zitatenquelle: Nicht nur in "Nackte Kanone", auch in der Werbung dreht sich das von der verführerischen Replikantin Pris (Daryl Hannah) geschlagene Rad weiter.

Zehn Jahre nach dem Start der nach den Wünschen des Filmstudios bearbeiteten Version, begann der "Blade Runner Directors Cut" in Los Angeles seinen Erfolgszug. Angeblich durch einen Zufall wurde die Schnittfassung der Regisseurs Ridley Scott (u.a. Alien, Black Rain, Thelma und Louise, 1492) in einem Kino gezeigt. Das enorme Interesse führte zur einer weltweiten Aufführung des "Directors Cut", der auf die erzählende Stimme der Figur Deckard verzichtet. Auch das vom Studio angefügte Happy End - die Flugaufnahmen einer heilen Naturlandschaft waren Reste des Kubrik-Films "Shining" - fällt weg und verstärkt das Gefühl der Verlorenheit in einer nur technisch weiterentwickelten Zukunft. Deckards kurzer Traum vom Einhorn führte zusammen mit einem Drehbuchfehler - es werden sechs Replikanten erwähnt, doch nur fünf tauchen im Film auf - zu endlosen Diskussionen über das Wesen des Blade Runners: Ist er vielleicht selbst ein Androide? Beim Autor der Vorlage "Do Androids Dream of Electric Sheep" (Träumen Androiden von elektrischen Schafen", Philip K. Dick, wäre diese Frage keineswegs überzogen.

Dick, nach dessen Vorlage auch "Total Recall" gedreht wurde, gehört zu den renommiertesten Science-Fiction-Autoren der USA. Seine Themen stellen immer wieder das Individuum in Frage: Bin "Ich" Ich selbst oder nur eine implantierte Erinnerung?

Diese radikale Befragung unseres Selbstverständnisses, aber vor allem eine faszinierende Ästhetik, charismatische Darsteller (neben Harrison Ford u.a. Rutger Hauer, Sean Young und Daryl Hannah) und die Sythesizermusik von Vangelis machen "Blade Runner" in jeder Form zu einem unvergeßlichen Erlebnis.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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