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American History X

USA 1998 (American History X) Regie Tony Kaye, 119 Min.

Das Hollywood-Kino sorgt erneut für Schlagzeilen. Mit "American History X" zeigt es einen Film über Rechtsextremismus in Amerika; ein Thema, das man ihm nicht unbedingt zutraute. Andererseits begleitet Regisseur Tony Kaye den Film weltweit mit einer Protesttournee: Im Schnitt sei die ursprüngliche Intention des Films drastisch verändert worden, die Rolle der Schwarzen - u.a. als Erzähler - hätte untragbare Einbußen erlitten.

Edward Norton, ein junger, äußerst wandlungsfähiger Schauspieler, der in Physiognomie und Talent Dustin Hoffman ähnelt, spielt die zwei Seiten des Derek Vinyard. Als charismatische Führerpersönlichkeit einer dumpfen Gruppe amerikanischer Skinheads ermordet er auf extrem brutale Weise drei Schwarze, die sein Auto klauen wollten. Lange Zeit schafft er es, im Gefängnis zwischen den schwarzen, lateinamerikanischen und rassistisch weißen Gangs zu überleben, doch eine Vergewaltigung bricht ihn. Nach Zusprache seines alten Geschichtslehrers, der in einem sozialen Projekt engagiert ist, kennt Derek nur noch ein Ziel: Seinen kleinen Bruder Danny Vinyard (Edward Furlong aus "Pecker") von dem falschen rechten Weg abzuhalten, den er einst selbst ging. Doch nach der Freilassung erwartet ausgerechnet der eigentlich intelligente Danny mehr Gewalt und Haß vom Idol aus der eigenen Familie. Derek, der Paulus mit dem riesigen, tätowierten Hakenkreuz auf der Brust, kämpft nun zwischen allen Stühlen gegen seine eigene Vergangenheit.

Die reizvolle Form des Films ist eigentlich eine Strafarbeit für den Geschichtsunterricht, eine Geschichte von heute: American History. Danny soll, nachdem er mit Hitlers "Mein Kampf" rumscherzte, die Gründe aufschreiben, die seinen Bruder zur mörderischen Gewalttat führten. Während einer ereignisreichen Nacht verbindet "American History X" Rückblende und Weiterentwicklung. In der Sozialisation, in mehreren Figuren wird die Aufzucht des Hasses vorgeführt. Gruppendynamische Vorgänge und der Bürgerkrieg zwischen den Ethnien machen nachdenklich. Alles geht zurück auf eine alte Geschichte von Raum für Volk, nur ist es diesmal ganz banal ein Basketball-Platz, um den sich Weiße und Schwarze streiten. Der mutige, ästhetisch spannende Film geht heikle Themen an, aber macht es sich in Details manchmal auch zu einfach. So unterscheidet ein anderer Rassismus des Drehbuchs zwischen den Intelligenten und den Doofen, stigmatisiert die unheilbaren Neo-Nazis mit Hasenscharten und Fettleibigkeit. Doch bleibt er unbedingt diskussionswürdig, eine packende Geschichtsstunde auch für das deutsche Kino.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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