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Stan & Ollie

USA 2019 Regie: Jon S. Baird, mit Steve Coogan, John C. Reilly, Nina Arianda, Shirley Henderson, Danny Huston, Rufus Jones 98 Min.

Das beliebte Komikerduo Laurel & Hardy ist Legende und gehört zu den ewigen Ikonen des Kinos. Die wunderbare Tragikomödie „Stan & Ollie“ erzählt rührend vom Karriere-Ende eines furchtbar unzertrennlichen Paares.

Eine ewig lange Einstellung von der Garderobe durch emsige Filmstudios bis in die Aufnahme von „Way out West“ und dann als fertiger Film ins riesige Kino voller begeisterter Menschen. Laurel & Hardy sind auf dem Höhepunkt ihrer Karriere mit über 100 Filmen, darunter 27 Spielfilme. Die Menschen Stan Laurel (1890-1965) und Oliver Hardy (1892-1957) sind dabei immer scherzend mit Geld beschäftigt: Trotz des Erfolgs kommt zu wenig rein und fließt – vor allem beim lebenslustigen Hardy – zu viel raus.

16 Jahre später stehen Stan Laurel und Oliver Hardy beim Start einer Theater-Tour vor einer Absteige. Beim Tingeln durch kleine und trotzdem nicht gefüllte Bühnen in England hoffen sie verzweifelt auf noch einen Film, der ihm versprochen wurde. Mit ihrem Entdecker Hal Roach hatten sie sich entzweit. Ohne ihn litt die Qualität der Komik.

Die späte „Karriere“ ist eine Tragikomödie – was sonst? Die älteren Herren schleppen sich Mitte der Fünfziger Jahre mit viel zu vielen, viel zu schweren Koffern ab. Wenn dann der schwerste wieder die Treppe runter poltert, sind sie ganz Laurel & Hardy der Filme. Bei der Tour durch die Provinz machen sie sogar Werbung für Pommes Buden, aber selbst in erniedrigenden Situationen fällt Stan Laurel immer wieder auf seinen Humor zurück. Ja, „sein“ Humor, denn von den persönlichen Deformationen, die man bei beiden ahnt, ist eine verzweifelte Kreativität einsam hinter der Schreibmaschine die von Laurel. Dem Alkohol hat er mit Hilfe seiner Frau Ida (Nina Arianda) gerade entsagt. Oliver Hardy versüßte sich sein Leben mit zu vielen Frauen und leidet unter ständigem Geldmangel. Seine Lucille (Shirley Henderson) liebt ihn trotzdem und will, dass er sich zur Ruhe setzt.

Doch nach 16 Jahren gibt es immer noch Streit über den Film, den Hardy ohne Laurel gemacht hatte. Derweil haben „Abott & Costello“ ihren Platz auf den Plakatwänden eingenommen. „Stan & Ollie“ hat nicht den Anspruch, biografisch komplett oder komplett korrekt zu sein. Doch die Inszenierung von Jon S. Baird („Drecksau“, 2013) ist komplett gelungen. In den Hauptrollen spielen Steve Coogan und John C. Reilly die beiden Legenden großartig.

„Stan & Ollie“ wirkt anfangs wie eine erstaunliche Doppelbelichtung: Man kennt die Gesichter von Steve Coogan und John C. Reilly. Man kennt auch die Gesichter von Stan Laurel und Oliver Hardy, mit denen sie zusammenfallen. Schnell gehen sie völlig in ihren Rollen auf – faszinierend! Ebenso umwerfend, wie die beiden frustrierten Alt-Komiker immer wieder in ihre Rollen zurückfallen. Tolle Gags spielen sie gleichermaßen auf der Bühne und privat runter. Das „echte Leben“ (dieses Films) setzt das Schema dieses vom Produzenten Hal Roach zusammengefügten Paares fort. Im rührenden Moment, als Hardy nach einem heftigen Streit und Herzinfarkt seinen Ruhestand ankündigt, setzt sich Laurel zu ihm ins Bett. Rührend komisch. Bei allen unterschiedlichen Sichtweisen auf das Auf und Ab ihrer Karriere bleibt eine große Zuneigung zwischen beiden.

„Stan & Ollie“ ist die private Seite von Laurel & Hardy und eine rührende Tragikomödie, für alle, die alte Filme der beiden kennen. Wie Laurel & Hardy es taten, wiederholt er immer wieder die gleiche Routine. Einfach, aber kongenial.


Ein FILMtabs.de Artikel