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Quietschendes Vergnügen ....

Einige lange Spielfilme erwecken den Eindruck, sie hätten nur den Sinn die zentralen "60 Sekunden" Verfolgungsjagd anzufüllen. Doch jetzt treibt der Werbeetat von BMW in den USA die Kunst der filmischen Raserei mit PS-starker Motorkraft neu an.

Die Bond-Ausflüge mit einem BMW gehören eindeutig in die Kategorie "Werbung, Weiterschalten". Doch schon die Wiederbelebung von Steve McQueen in den Straßen von San Francisco und der doppelte "Easy Rider" Dennis Hopper in stilvollen Ford-Werbungen ließen einen die Volksseuche Auto freundlicher betrachten. Jetzt gab BMW John Frankenheimer, dem Altmeister des Quietschenden-Reifen-Genres (zuletzt: "Ronin"), (Treib-) Stoff für einen fünfminütigen Spot. "Ambush" ist der Auftakt zu einer ganzen Serie von Auftragsfahrten namens "The Hire", bei denen immer der Schauspieler Clive Owen ("Croupier") hinter dem Steuer sitzt - und über lange Strecken eindrucksvoll schweigt. Die Regisseure der fünf Filme sind Frankenheimer, Ang Lee, Wong Kar-Wai, Guy Ritchie und Alejandro González Iñárritu. Um das Niveau des exzellenten Werbe-Schachzugs noch deutlicher zu machen: Ausführender Produzent ist David Fincher, der Regisseur von "Sieben", "The Game" und "Fight Club"!

Frankenheimer zeigt im "Ambush" (Hinterhalt), was man erwartet: Der nächtliche Personentransport wird zu einer kriminellen Aktion als bei hoher Geschwindigkeit ein Transporter mit gezückten Waffen längsseits geht. Mit raffinierten Details steigert sich die rasende Spannung bis zum großen Knall. Ang Lee hingegen verwandelt in "Chosen" die Raserei zu einem eleganten Ballett der Blechkarossen, das auch John Woo gut gestanden hätte. Clive Owen begleitet diesmal einen Jungen, der von buddhistischen Priestern als Auserwählter - engl: Chosen - entdeckt wurde. Die Fahrt in ein amerikanisches Exil versuchen andere Wagen zu stoppen, mit einer fast wortlosen Verständigung rettet der Fahrer den Jungen und wird daraufhin mit einem kleinen Wunder bedacht. Ang Lees Action erinnert an die Poesie seines "Tiger & Dragon", Mychael Danna komponierte im Stile Bachs gegenläufige Melodien zu den quietschenden Reifen. Wenn nebenbei eine dicker Mercedes platt gemacht wird, freut sich der Auftraggeber BMW besonders.

Ganz anders wiederum "The Follow", der sehr stilvolle Monolog eines Privatdetektivs, gedreht von "wkw", wie Wong Kar-Wai sich im Abspann nennt: Der Überwacher wahrt in seiner Geschichte die Distanz einer Beschattung, wird aber letztlich der Maxime untreu, dem Objekt nicht zu nahe zu kommen. Ein blaues Auge verrät die wahren Verhältnisse zwischen dem eifersüchtigen Auftraggeber (Mickey Rourke) und der fliehenden Ehefrau. Mit Forrest Whitaker als Mittelsmann durchgehend prominent besetzt, fasziniert der Wechsel von hektischen Schnitten der Straßenverfolgung zu einem langen Wartemoment - fast eine Kurzfassung von Wong Kar-Wais letzten Filmen.

Das ganze Film-Vergnügen kommt in einer absoluten Luxusausstattung vorgefahren: Neben den üblichen Formaten erzeugt ein spezieller "BMW-Player" aus circa 80 MB pro Filmchen Format füllenden Augenkitzel in bester Bildschirm-Qualität. Bemerkenswert ist auch der Einfluss der DVD-Möglichkeiten auf dieses WWW-Angebot: Der Audiokommentar der Regisseure gehört ebenso zur Ausstattung wie von Ben Younger ("Boiler Room") inszenierte, kurze Zwischenepisoden, die der Figur des Fahrers mehr Hintergrund geben sollen. Die Ankündigung, dass ab dem 6.6.2001 Guy Ritchies ("Snatch") Folgen zu sehen sein wird, weckt das Bedürfnis, direkt auf die Straße zu gehen und wahllos eines der blau-weißen Propeller-Logos zu küssen. (Den Ursprung dieses Warenzeichens entnehmen Sie bitte dem etwas längeren Film "Finding Forrester".)

http://www.bmwfilms.com


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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