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Viehjud Levi

 

BRD 1999 (Viehjud Levi) Regie Didi Danquart, ca. 90 Min.

Mit seinem nicht sehr gesprächigen Vertrauten, dem Hasen Jinkel, reist er über Land um Vieh zu handeln: Benjamin Levi ist schüchtern in der Liebe und geschickt im Geschäft. Ein sehr freundlicher, höflicher Mensch. Im Frühling 1933 kommt er voller Hoffnung in ein abgelegenes Schwarzwaldtal. Levi will um die Hand von Lisbeth, der Horger-Tochter anhalten. Doch mit dem Bautrupp der Reichsbahn kommt unter der Leitung des Berliner Ingenieurs Kohler ein neuer, nationalsozialistischer Wind ins Tal.

Levi, der Unterwürfigste in der Gegend und Paul (Bernd Michael Lade), der Frechste, sind beide hinter Lisbeth her. Paul legt sich gleich mit dem Nazi-Ingenieur an, kann es sich allerdings erlauben. Irgendwann gerät auch Levi mit den Reichsbahnern aneinander und kriegt ihre Gewalt zu spüren. Bauer Horger, Lisbeths Vater, hofft auf neuerliche Geschäfte mit den Männern von der Bahn und hält brav still. Auch die politisch unbedarfte Dörfler machen mit, soweit sie von dem Bautrupp profitieren oder bleiben tatenlos.

Nach dem Theaterstück von Thomas Strittmatter inszenierte Didi Danquart eine gute, stimmige, allerdings bescheiden umgesetzte Geschichte. Es geht darum, wie der Faschismus die Oberhand gewinnen konnte. Das Schwarzwaldtal bildet die Versuchsanordnung, einen kleinen Mikrokosmos, der alles überschaulich und einfach macht - fast wie im Hollywood-Film. Die Einführung des Volksempfängers in der Kneipe funktioniert nur als Symbol, die Wirkung des Radios ist nicht zu hören. Die groben Gesellen von der Reichsbahn, sehen so Faschisten aus? Die simple Erklärung für die antisemitische Gewalt eines abgelegenen Dorfes ist der wirtschaftliche Druck, den die reichen Bestellungen der Nazis ausüben. Das ist bekannt, bringt nix Neues. Bruno Cathomas als Levi und Caroline Ebner als Lisbeth spielen eindrucksvoll. Ulrich Noethen, der Darsteller des Ingenieurs, kann die hinterhältige Figur nicht glaubhaft machen. Seine Sekretärin wird von Martina Gedeck ohne große Ausstrahlung gespielt. Insgesamt ist "Viehjud Levi" nicht mehr als brave TV-Kost.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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28.09.1999