Internationales Film Festival Rotterdam WeekendMaastricht

Von Günter H. Jekubzik

Maastricht. Das große internationale Film Festival Rotterdamwird Maastricht Anfang Februar erneut ein geballtesFestivalwochenende in bescheren. Über vierzig neue Filme,darunter Werke von John Sayles, Jim Jarmusch (Year of the horse),Atom Egoyan, Lars von Trier(Kingdom II), Spike Lee,Michael Haneke und Mathieu Kassovitz, sind vom 5. bis zum 7. Februarzu sehen. Veranstaltungsorte sind das Filmtheater Lumiere, dasPatheMultiplex und das Bonnefanten-Museum. Während vor zweiJahren das Pathé seine Kinosäle kostenlos zurVerfügung stellte und eine Einnahme-Garantie gab, vermietet dasTheater diesmal nur seine Säle.

Hinter dem Festival Weekend steht ein langjährigerpolitischer Plan, die Gemeinde Maastricht mit nationalenKulturereignissen zu verbinden. So beteiligt sich die Gemeinde an denGesamtkosten von 160.000 Gulden mit 75.000 Gulden. Die ProvinzLimburg schießt 20.000 Gulden zu, der größte Sponsor(SNS Bank) 13.500 Gulden. Die Hoffnung auf einen Hauptsponsorzerschlug sich für 1998, aber die Gespräche gehen weiter.

Das erste Festival Weekend brachte 1996 auf Anhieb 10.000Besucher, viele von ihnen kamen aus der Euregio. Die Ausrichtung derWeekend-Auswahl auf deutschsprachige Filme wurde diesmal allerdingsnicht angestrebt. Aus Kostengründen findet die Veranstaltung nuralle zwei Jahre statt. Bei weiterem Erfolg soll sie später alseuregionales Ereignis ausgebaut werden. WeitereSatelitenveranstaltungen in Belgien und Deutschland sind dabeiallerdings nicht möglich, weil die Rechte der Filme nationalverhandelt werden.

Die Organisation lag diesjährig in Maastricht,federführend war Jan Besselink vom Filmtheater Lumiere, der vonder Filmauswahl begeistert ist: "Die über 40 Filme geben einenguten Querschnitt des Rotterdamer Programms wieder," auch wenn nichtalle seine Wünsche erfüllt wurden. Speziell "De Weg", dieProduktion eines Limburgers, und den neuen Hal Hartley möchte ernoch nach Limburg bekommen.

Der große Festivaltag ist Samstag, der 7. Februar, mitFilmen im Pathe von Morgens 10 Uhr bis tief in die Nacht. Einspezielles Abo der niederländischen "Volkskrant" für 5Vorstellungen wurde bereits 150 mal verkauft. Es liegen Buchungen ausdem ganzen Land, u.a. auch aus Amsterdam, vor. (Informationen Tel.0032 43 3219204)

Ein besonderer, eigenständiger Schwerpunkt im MaastrichterProgramm ist "The Architect's Choice". Bekannte Architektenthematisieren die Rolle des Regisseurs als Architekt der"Konstruktion Film": "Die Architektur des Films - Der Regisseur alsArchitekt" lautet der Untertitel. Es geht dabei nicht - wie schonhäufiger - um die Architektur im Film.

Auf Initiative der Maastrichter Akademie für Architektur(Akademie van Bouwkunst) werden drei kombinierte Lesungen undFilmvorstellungen veranstaltet. Der erste Abend am 5. Februar istgleichzeitig die Eröffnungsveranstaltung des Filmfestivals undvereinigt Film und Architektur sowohl räumlich als auch ideel imBonnefanten-Museum: Zum ersten ist Aldo Rossi, der Architekt desGebäudes, selbst Filmfan, der in seinem eigenen Haus ein Kinohaben soll. Dann wird die erste Lesung (17.30 Uhr) auf den Treppendes Museums von Umberto Barbieri gehalten, der selbst das Konzept zudieser kommunikativen Räumlichkeit entwickelte. ImAnschluß ist in der gleichen ungewöhnlichen Umgebung"Simon del Desierto" von Luis Bunuel zu sehen. Ein Kurzfilmprogrammwird zur Eröffnung ebenfalls in der speziellen Umgebung imTreppenaufgang des Bonnefanten-Museums gezeigt. Am Freitag (15.30Uhr) wird der Arnheimer Publizist und Architekt Frans Sturkenboom imFilmhaus Lumiere "La Notte" von Antonioni einleiten. ZumAbschluß der außergewöhnlichen Veranstaltunghält Maurice Nio aus Rotterdam seinen Vortrag zu "DerProzeß" von Orson (20 Uhr).

Es ist kein Zufall, daß das Lumiere beim Festival Weekendfederführend ist. Es sieht sich als Teil eines funktionierendenKreislaufs von Festival und Kinoauswertung. Die Filme Rotterdamswerden - im Gegensatz zu vielen anderen Festivals - tatsächlichspäter noch im Kino zu sehen sein - durch die Zusammenarbeit mitden niederländischen Filmhäusern. Sie entstanden sogar inFolge des Rotterdamer Festivals, um mit einer ganzjährigenFilmkultur das Funktionieren des Filmfestivals zu garantieren.

Die Bedeutung des Lumiere ist in den letzten Monaten durch denAufbau des "Limburgs Film- en Videoarchiv" noch gewachsen. In Zukunftgibt es eine Zusammenarbeit mit dem Niederländischen Filmmuseumin Amsterdam. Seltene Archivkopien werden dann auch in Maastricht zusehen sein. Mit Unterstützung der Universitäten inMaastricht wird das Lumiere auf dem Gebiet der Forschung zuarbeiten.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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