Texas Story

USA 1999 (A Texas Funeral) Regie und Buch William Blake Herron, 96 Min. FSK ab 12

Ein amerikanisches Familien-Fest: Mitten in der texanischen Kulturöde feiern die Whits Abschied von ihrem Großvater und Patriarchen Sparta (Martin Sheen). Die Tante wird aus der Nervenheilanstalt geholt. Oma schneidet sich ein Ohr vom verstorbenen Gatten ab. Der raue Zack zwingt seinen Sohn Sparta Jr., in den Sarg zu blicken und das Dromedar im Stall beginnt zu toben.

"Texas Story" ist die amerikanische Version des dänischen Cannes-Siegers "Das Fest". Nach nettem, skurrilem Geplänkel geht es mächtig ins Eingemachte, das Testament mit einem Mordgeständnis reißt alte Wunden auf. Ganz normale Heuchler und Spießer haben sich unter dem Dach der Whits versammelt. Doch was wir mit den Augen des kleinen Sparta Jr. an Fantastischem erleben, könnte fast eine Variante des magischen Realismus der Lateinamerikaner sein. Zum Ende der Sechziger Jahre sagt US-Präsident Lyndon Baines Johnson eine erneute Kandidatur ab. Studentenunruhen und Malcolm X erscheinen den Provinzlern als Heimsuchung Gottes. New York ist ein ferner Sündenpfuhl. Der schwarze Medizinstudent Walter wird noch als "Boy" bezeichnet.

Der junge Sparta verfolgt schweigend die turbulenten Ereignisse. Immer wieder erscheint ihm in Visionen der Großvater, stellt ihm den Ur- bis Ur-Ur-Ur-Opas vor, erzählt deren verrückte Geschichten. Wir sehen dabei in den Bildern, was wirklich geschah, spöttische Episoden karikieren die verklärte Texas-Geschichte. Eine Hauptrolle spielt das Dromedar Robert E., dessen Vorfahren angeblich die Yankee-Invasion zurückwarfen. Aber auch die für Frauen unwiderstehliche Kraft des sagenhaften Whit-Ohres hat ihren Anteil an der aufzuarbeitenden Katastrophe.

Interessante Figuren, vielfältige Themen, Menschen mit ganz ernsten Problemen und Verletzungen aus der Vergangenheit machen den Gehalt dieser schillernden und immer wieder überraschenden "Texas Story" aus. Harmonisch fügen sich das unspektakulär gute Spiel, eine originelle Geschichte und die hervorragende Inszenierung zu einem außergewöhnlichen Filmgenuss mit viel Humor und Tiefgang.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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