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Star Wars - Episode 1: Die dunkle Bedrohung

USA 1999 (Star Wars: Episode I - The Phantom Menace) Regie und Buch George Lucas, 133 Min.

Was lange währt wird endlich gut - oder enttäuschend. Mit riesigem Rummel kündigte sich "Star Wars - Episode 1: Die dunkle Bedrohung" als "Prequel" von "Star Wars" an. Die "Fortsetzung in die Vergangenheit" ist ein Erfolgsfilm auf Ansage, ein filmtechnischer Meilenstein, die Verlängerung des Mythos nach hinten und eine Geldmaschine, an die sich viele anhängen wollen. Er hätte auch heissen können "Episode I: The Hype", die Seifenblase, die Welle, das Theater. Ganz nebenbei gibt es da auch noch den Film. Ob der gelungen ist, scheint kaum jemanden zu interessieren. Hauptsache man hat eine Kartenreservierung ergattern können.

Die langerwarteten Fortsetzungen der "Star Wars"-Trilogie sind zeitlich vor der bekannten Handlung angesiedelt, deshalb heißen sie "Prequels" statt "Sequels". Die Jedi-Ritter Qui-Gon Jinn (Liam Neeson) und Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) sollen bei einer Blockade vermitteln, die eine geldgierige Handelföderation gegen den Planeten Naboo mit Gewalt aufrecht erhält. Doch ehe es zu Gesprächen kommt, bricht die Invasion über den Planeten mit seinen bescheiden bewaffneten Bewohnern herein. Den Jedi, die sich auf dem Planeten durchschlagen, nervt und hilft das seltsame Wesen Jar Jar Binks, ein Esel auf zwei Beinen, ein wibbeliger Pechvogel, der auch mit seinem rudimentären Srachvermögen für Spaß sorgt. Gegen eine Übermacht von Pappkameraden aus Blech können sie nur die besorgte Herrscherin Amidala (Natalie Portman aus "Leon") in ein Raumschiff retten.

Die Not- und Zwischenlandung auf Tatooine führt zu einer überraschenden Entdeckung, deren Folgen sich erst in den nächsten Episoden zeigen - hoffentlich. Anakin Skywalker (Jake Lloyd), der kleine Sklave eines Schrotthändler zeigt nicht nur technisch erstaunliche Fähigkeiten. Allen ist ziemlich schnell klar, dass hier jemand "die Macht" in sich trägt. Anakin Skywalker trägt schon einen aus Folgen 4-5 bekannten Namen. Wer allerdings die auf den Plakaten versprochenen Hinweise auf die Wandlung zur dunklen Macht erwartet, wird enttäuscht. Der Schatten, der die Zukunft des netten Kindes als Darth Vader andeutet, erhält im Film kaum Entsprechung. Nur die "Furcht, die Mutter zu verlieren" wird eingebracht und entspräche allerdings der simplen Struktur des ganzen Epos. Auch wenn "Star Wars" schon längst ein grosser Mythos ist, die vaterlose Zeugung Anakins trägt doch ein wenig zu dick auf.

Der Ablauf des ersten Star Wars-Films von 1977 wiederholt sich in "Star Wars - Episode 1: Die dunkle Bedrohung" bis zum siegreichen Angriff der "Rebellen" und der üppigen Siegesfeier auf geradezu erschreckende Weise. Zwar stammt die ganze Star Wars-Geschichte vom billigen B-Film ab, aber das lebenslange Abo auf einen sehr teuren Groschenroman als Film sollte doch mit mehr als ein paar Attraktionen belohnt werden.

Selbstverständlich gibt es viel zu sehen. Die Stadt der Naboo wurde aus alten Palästen verschiedenster Stile zusammengebastelt. Das bekannte Lichtschwert wird zum Doppelschwert oder zur Lichtlanze aufgerüstet. Zu den alleinstehenden beeindruckenden Szenen gehört ein abenteuerlicher Unterwassertrip und selbstverständlich das längst auf Spielkonsolen ausgewertete Rennen der Pod-Racer. Obwohl kühl kalkulierter Höhepunkt und überdeutliche Ben Hur-Variante verfehlt es nicht seine Wirkung. Statt des Pferdegespanns ziehen hier zwei gewaltige Düsentriebwerke die "Kutsche". Die Rennstrecke bildet eine römische Arena mit Ausflug in eine Westernwüste. Doch nur hier geht die Post richtig ab. Der gesamte schematische Ablauf wirkt, als sei jeder Esprit bei den technischen Innovationen draufgegangen. Damit der Humor nicht zu kurz kommt, darf auch eine der Bastelarbeiten von Anakin mit auf die kommende Reise: C3PO, die bekannte Mensch-Maschine-Kommunikationseinheit.

Wer interpretieren möchte, kann den umstrittenen "Free Trade" von den Weltraum- auf den Welthandel runterdenken. Die bösen Händler haben einen französischen Akzent, die Unterwasser-Einheimischen sprechen ein schlechtes Deutsch. Die Beziehung zwischen den Völkern steht dabei auf dem Niveau von Star Trek: Wir lernen, dass die Symbiose zwischen den Nachbarn natürlich der beste Weg ist.

"Episode 1" ist trotz einiger Langeweile kein schlechter Film, aber auch Galaxien von einer "Sensation" entfernt. Auf einen richtig guten, packenden "Star Wars" muss man weiterhin warten. Vielleicht klappt es ja bei Episode 2 oder Episode 3 ...

 

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Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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