Sling Blade

USA 1995 (Sling Blade) Buch und Regie Billy Bob Thornton, mitBilly Bob Thornton, Dwight Yoakam, J.T. Walsh, John Ritter, LucasBlack, Natalie Canerday u.a., 136 Min.

Nach 25 Jahren in einer geschlossenen Nervenheilanstalt kehrt KarlChilders (Thornton) zurück in sein Heimatdorf. Der seltsame,schlaksige Fremde trifft auf Frank, einen Jungen des Dorfes und baldfreunden sich beide an. Job und Unterkunft findet der geschickte Karlin einer heruntergekommenen Werkstatt. Sein Blick, der in der Anstaltunverrückbar in eine eigene Ferne ging, weicht im Kontakt mitanderen Menschen unruhig aus. Durch seine stille, gutmütige Art,gewinnt der Sonderling auch die Zuneigung von Franks Mutter Linda.Zusammen mit deren schwulen Chef und Freund Vaughan könnten dievier eine bescheidene und glückliche Familie bilden, doch LindasLebenspartner sorgt immer wieder für Ärger. Er säuft,prügelt und bezeichnet die Gemeinschaft um Linda als "eineFamilie von Freaks". Während der angebliche "Normale" allerdingsgefährlich und gemein ist, verhalten sich die anderen liebevollund gut.

Und hinter der weitgehend harmonischen Entwicklung droht dieVergangenheit Karls: Als ungewolltes, lieblos in einen Schuppenausquartiertes Kind überraschte er seine Mutter unter demDorfrüpel Jesse. Mit einer Sense - "Sie nennen sie Sling Blade,aber ich sage Kaiserklinge zu ihr" - köpfte er Jesse und brachtedanach seine Mutter um. Karl war damals gerade 12 Jahre alt. Der Filmzeigt arme Leute in einer armen Gegend. Unter ihnen findet sich einegrausame Gefühllosigkeit. Mittlerweile wurde das Sling Blade,die Sense, von der Rasenmäherklinge ersetzt, doch eine Fragewird Karl immer wieder gestellt: "Würdest du noch einmaltöten?" "Ich schätze nicht, daß ich das noch mal tunmüßte, hmm, hmm" lautet die gefestigte Antwort. Karlfindet immer die einfachste Lösung - wobei das unvermeidlicheEnde des Film diese These in Frage stellt.

So einfach die Geschichte und ihre Hauptfigur klingen, sosensationell sind Darstellung und Wirkung. Hier könnte sich nurder minutenlange, unglaublich fesselnde Monolog Karls, diequäkende, gequetschte Stimme mit dem immer wiederholten "Ichschätze ..." und das andauernde Händereiben selbstbeschreiben. Karl Childers ist eine Figur, die man nicht mehrvergißt. Ihre Intensität verdankt sie Autor, Regisseur undDarsteller Billy Bob Thornton. Er arbeitet schon seit über zehnJahren mit dieser Figur auf der Bühne. Die Eröffnungsszenemit dem Monolog beim Interview einer jungen Redakteurin wurde bereits1993 von George Hickenlooper als "Some folks call it a Sling Blade"gedreht. Der Oscar für das beste adaptierte Drehbuch kann dieQualitäten von "Sling Blade" nur ansatzweise würdigen.

Die Kamera hält sich zurück, konzentriert sich auf dasSchauspiel. Lange Szenen lassen Stimmungen und Gefühle breitdurch den Film fließen. Daniel Lanois komponierte denbemerkenswerten Soundtrack als eine Art entschärften"Dead Man" Neil Youngs. DerTitelsong "The Maker" beschreibt sehr schön die Figur KarlChilders: "Stranger in the eyes of the Maker".

Günter H. Jekubzik


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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