Simon Birch

Simon Birch

USA 1998. Produktion: Caravan Pictures, Hollywood Pictures. Produzenten: Roger Birnbaum, Laurence Mark. Regie: Mark Steven Johnson. Buch: Mark Steven Johnson nach Motiven des Romans "Owen Meany" von John Irving. Kamera: Aaron Schneider. Musik: Marc Shaiman. Schnitt: David Finfer. Darsteller: Ian Michael Smith (Simon Birch), Joseph Mazzello (junger Joe Wenteworth), Ashley Judd (Rebecca Wenteworth), Oliver Platt (Ben Goodrich), David Strathairn (Reverend Russell), Dana Ivey (Großmutter Wenteworth), Jim Carrey (erwachsener Joe Wenteworth), Jan Hooks (Miss Leavey). 110 Min. FSK: ab 6. Verleih: Buena Vista (Hollywood Pictures).

Nach langem Zögern und dem Erfolg von "Gottes Werk und Teufels Beitrag" bringt Buena Vista nun einen gut abgelagerten Irving - nach dem Roman "Owen Meany" - heraus: Joe Wenteworth (Jim Carrey in der kurzen Rahmenerzählung) erzählt von seinem besonderen, kleinwüchsigen Freund Simon Birch. 1964 in einer Stadt des US-Staates New Hampshire: Als Jugendliche sind Joe und Simon beide Außenseiter. Der zwergenhafte Simon wird verspottet und auch wortwörtlich dauernd auf den Arm genommen. Joe ist Waise und seine reizvolle Mutter Rebecca (Ashley Judd) will absolut nicht verraten, wer der Vater ist. Die Suche nach Joes Vater wird treibendes Thema der Freundschaft. Simon ist trotz seiner genetisch bedingt geringen Lebenserwartung überzeugt, dass Gott etwas Besonderes mit ihm vorhat, dass der kleinste Junge des Ortes eines Tages ein Held sein wird. Überhaupt ist er eigenwilliger Spezialist in Glaubensfragen, was die sonstigen Autoritäten auf diesem Gebiet zu unchristlichen Wutausbrüchen treibt. Tatsächlich kann Simon schließlich seine Mitschüler retten, muss diese Heldentat jedoch mit dem Leben bezahlen.

Das übliche Repertoire solch sentimental rückblickender Jugendfilme mit der dicken Freundschaft, den Jungenscherzen und dem tragischen Unfall erhält eine besondere Note durch Simons Größe, mit der er ungeschönt umzugehen weiß. Allerdings wurde diese zentrale Konstellation in rührselige Künstlichkeit gehüllt und mit typenhaft verzeichneten Nebenfiguren ausgestattet. So scheitert "Simon Birch" überall dort, wo der so ähnliche "The Mighty" brilliert. Wie in der Irving-Verfilmung "Gottes Werk und Teufels Beitrag" verzaubern die Naturaufnahmen Neu-Englands, bleiben aber dekorativ. John Irving schrieb nach seinem Roman aus dem Jahr 1989 "A Prayer for Owen Meany" eine frühe Drehbuchversion des Buches, verlangte aber später, dass der Name der Hauptfigur aus dem Titel verschwindet und das Ergebnis nur als "nach Ideen von" bezeichnet werden darf. Die makabren Einfälle des Romanautors sind kaum noch zu erahnen. Reste seines schwarzen Humors rutschen ins Grobe ab, etwa wenn der an einem Seil hängende Engel einer Schulinszenierung seine Nervosität über die ganze Szenerie erbricht. Beim Tod Simons, zeigt sich wieder erschreckend die Schwierigkeit Hollywoods, halbwegs ehrlich mit dem Tod umzugehen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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