The Mighty
USA 1998 (The Mighty) Regie Peter Chelsom, mit Sharon Stone, EldenHenson, Kieran Culkin, Gena Rowlands, Harry Dean Stanton, 100 Min.FSK ab 6
Es ist ein ungleiches Gespann, doch zusammen trotzt es allenRittern und Drachen: Der 13jährige Kevin (Kiernan Culkin) iststark behindert, kann sich kaum fortbewegen. Das kecke Gesichtverblüfft aber groß und klein mit seinem messerscharfenVerstand. Max (Elden Henson) dagegen ist einfältig, nichtbesonders schnell mit dem Kopf, aber dafür sehr kräftig,besonders wenn er wütend wird.
Die neuen Nachbarn freunden sich vorsichtig an und werden aberdann zu einer unschlagbaren Kombination aus Kopf und Körper,Gehirn und Beinen. Auf dem Rücken von Max kann sich Kevinendlich frei bewegen. Und der kleine Ballast auf den Schultern vonMax denkt auch noch für den großen Kerl mit. So gibt eskeine jugendliche Neuauflage vonChristopherus, sondern eher eineoriginelle Variante von Roß und Reiter. Da sich beide fürdie Sagen um König Artus begeistern, werden sie zu modernenRittern der Tafelrunde, helfen unterdrückten Kindern und auchErwachsenen in Not. Dabei legen sie sich allerdings auch mal mit zugroßen Gegnern an und als Maxens Vater zu früh aus demGefängnis kommt, wird es richtig dramatisch ...
Nach dem Kinderbuch "Freak the Mighty" von Rodman Philbrickentstand eine Perle des Kinderfilms. "The Mighty" begeistert nichtnur von der Ausgangsidee her mit einer tollen, spaßigen undbewegenden Geschichte. Die Figuren haben viel zu erzählen, dennjeder bringt sein eigenes Päckchen mit in diese Freundschaft:Max leidet unter den traumatischen Erinnerungen an seinem brutalenVater und da auch Kevin Halbwaise ist, finden sie in einem Wesen auszwei Halben eine ganz neue Identität: Freak the Mighty - dermächtige Freak.
Es geht unüberhörbar auch um angebliche "Freaks",Menschen, die einen auf den ersten Anblick erschrecken und um das,was man bei diesem ersten Anblick alles übersieht. Es rührtjeden an, mit welchem Mut dieser Junge Kevin seinem Schicksal insAuge blickt und wieviel Fröhlichkeit er noch versprühenkann. Aber es macht auch ungeheuren Spaß zu sehen, wieraffiniert sich die beiden kleinen Ritter den Heldentaten desKinderalltags stellen. Poetisch und realistisch, witzig und ernstbietet "The Mighty" ein Vergnügen für jeden.
Der neue, dritte Film von Peter Chelsom zeigt ganz wunderbareVisionen und elegante Überblendungen. Wie bei"König derFischer" oder bei "Brazil" tauchen immer wieder Ritter aus demNichts auf. Und eigentlich ist es sehr schade, daß nicht nochmehr traumhafte Szenen zu sehen sind. Wer allerdings das Glückhatte, bereits "Hear my song" oder"Funny Bones" von RegisseurChelsom zu sehen, ahnt worauf er sich freuen kann. Die ganzgroßen Kinogefühle brechen auch für kleine Leben aus.
Sting singt übrigens den Titelsong. Mit Meat Loaf alsversoffenem Althippie und Gillian Anderson ("Scully" aus Akte X) alsreumütiger Schlampe gibt es prominente Nebenrollen. Gena Rowlandund Harry Dean Stanton sind die Großeltern von Max. Und einganz großer Star spielt die Mutter von Kevin: Sharon Stonemachte bei diesem anscheinend kleinen, unspektakulären Film mitund hat dabei auf's richtige Celluloid gesetzt. "The Mighty" wurde zueinem ganz außerordentlichen Kinderfilm und gleichzeitig zueinem sehenswerten Erwachsenenfilm.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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