Der Schneider von Panama

Irland/GB 2000 (The Tailor of Panama) Regie John Boorman, 115 Min.

Sein Name ist nicht Bond, James Bond. Zwar arbeitet Andy Osnard (Pierce Brosnan) auch für den britischen Geheimdienst MI6, doch er ist diesmal der Schurke, das Schwein im miesen Agentenspiel. Dieses gemeingefährliche Vergnügen verdanken wir dem Bestsellerautoren John Le Carré, von dem die Vorlage zum "Schneider von Panama" stammt.

In Panama, diesem bevorzugten Schussfeld amerikanischer Hinterhofpolitik, gilt Harry Pendel (Geoffrey Rush) als Informationszentrale. Ob es daran liegt, dass er Herrenschneider ist, oder vielleicht doch an seinem Fabuliertalent? Es interessiert niemanden, bis der strafversetzte Geheimagent aus England einflog und zwecks Karrieregewinn einen weltpolitischen Krisenherd inszeniert. Harry Pendel hat als verschuldeter Ex-Gauner und als notorischer Lügner nur seine fantastischen Geschichten von linken und asiatischen Verschwörungen rund um den Panamakanal zu bieten. Der soll bald von den USA an Panama zurückgegeben werden und unterbeschäftigte Geheimdienste machen sich weltweit dramatische Gedanken.

Meisterregisseur John Boorman ("Der Smaragdwald", "Hope and Glory", "Zeit der bunten Vögel", "Der General") konzentriert sich in der ersten Hälfte des Films auf die in ihrer Schwäche und Erbärmlichkeit faszinierende Figuren. Die verrottete Gesellschaft nach dem Fall von Noriega bekommt in eindeutiger Sprache ihre Breitseiten ab. Nicht nur die Spionage ist hier ein schmutziges Geschäft. Folter-Opfer der Diktatur werden für ein eitles politisches Hirngespinst instrumentalisiert. Nur ist es in den Zeiten des Scheins so, dass eine gute Geschichte schon mal zu einem Krieg mit echtem Blut und Leiden führen kann. Dank exzellenter Besetzung (u.a. Jamie Lee Curtis) gelang Boorman ein fantastisches Politmärchen, ein tolles Krimi-Setting mit einigen cleveren Twists und politisch korrekten Einsprengseln. Pierre Brosnan spielt herrlich schmierig in diesem "Casablanca ohne Helden". Ein bittere Genuss mit Happy End.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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