Oscar Wilde

GB 1997 (Wilde) Regie Brian Gilbert, 112 Min.

Der britische Dichter Oscar Wilde ist gleichermaßen durchseine Werke, sein "Bildnis des Dorian Gray", wie durch seindandyhaftes und schwules Leben bekannt. Der Film überraschtanfangs damit, daß er Wilde (Stephen Fry) - brav chronologisch- als wohlhabenden und glücklichen Ehe- und Familienmann zeigt.1883 heiratete Oscar Wilde die liebreizende und sehr kluge ConstanceLloyd (Jennifer Ehle). Doch irgendwann wird ein Hausfreund aus Kanadazum Verführer und die Kamera sieht sich gezwungen, vonausschweifendem, derangierendem Sex zwischen den beiden Männernwegzuschwenken. Robert Ross (Michael Sheen) bringt Wilde bald mitanderen Schwulen zusammen, bahnt so das lange und schließlichtragische Verhältnis zum jungen Lord Alfred Douglas (Jude Law)an. Doch Wilde ist keine große Liebesgeschichte - "Wilde" isteigentlich gar nichts so richtig.

Als filmische Biographie erzählt "Wilde" von einigen Erfolgenauf der Bühne. Das persönliche Drama beginnt, als derglücklich verliebte Wilde nach der Frau auch seine Kindervernachlässigt. Die andeutungsreiche Geschichte vom egoistischenRiesen in seinem wunderbaren Garten erzählt der Vater nurAnfangs persönlich den Kindern. Die Fortsetzung gibt es dann alsBuch. Als Wilde sich gerichtlich gegen den haßerfülltenVater Lord Alfreds wehrt, dafür seine Homosexualitätöffentlich bekennt, schlägt die britische Gesellschaft, dieimmer besonders pervers in der Verfolgung von Schwulen war,zurück. Der verwöhnte Dichter wird zu harter Zwangsarbeitverurteilt. Eine Strafe, die für viele tödlich endet. Mitschweren körperlichen Schäden überlebt Wilde. Nach derEntlassung steht er erneut vor der Wahl zwischen seinenLeidenschaften und dem gesellschaftlich erlaubten Rahmen.

"Ich habe mein ganzes Genie in mein Leben gesteckt, in meine Werkenur mein Talent." So wird Wilde zitiert - leider bringt der Film"Oscar Wilde" uns weder den Menschen noch den Autoren Wilde richtignahe. Und dies trotz des hervorragenden Hauptdarstellers Stephen Fry.Die Nebenrollen bleiben am Rande, selbst wenn zum Beispiel Wildeskämpferische und loyale irische Mutter von Vanessa Redgravegespielt wird. Das Drehbuch von Julian Mitchell basiert auf derBiographie von Richard Ellmann.

Dieser Film über Wilde verblaßt noch mehr, wenn man anDerek Jarmans Biographie von"Wittgenstein" denkt. Oder anden emotional mitreißenden "Maurice" von James Ivory, der vielwirkungsvoller die brutal gegen Schwule agierende britischeGesellschaft zeigte. Wilde hätte das Zeug zu einem tollen Filmgehabt.

Günter H. Jekubzik


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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