On connait la chanson

Fr 1997 (On connait la chanson) Regie Alain Resnais, 120 Min.

Woody Allen machte es im letzten Jahr mit"Everyonesays/sings: I love you" vor. Jetzt zauberte Alain Resnais einenwunderbaren französischen Musikfilm auf die Leinwand mit mehrals 30 populären Liedern und Chansons aus vielen Jahrzehnten,von Charles Aznavour, Josefine Baker, Adamo, Edith Piaf, Ardetti,Gilbert Becaud, Serge Gainsbourg, Jane Birkin und vielen anderen.Doch der Resnais-Clan, seine vertrauten Schauspieler, mimt zu denkurz angespielten Liedern nur ein Playback, nach dem Motto, ein Liedsagt mehr als tausend Worte: Nicola schmeichelt Odile (SabineAzéma) beim Abendessen, sie antwortet mit einem kurzangesungenen "Parole, Parole" - nur (leere) Worte. Als dann ihreSchwester Camille unter dem Leid des Alltags ganz trübsinnigwird, empfiehlt Odile "Resiste" (von France Gall), "BieteWiderstand!"

Die kleine, gewitzt gestrickte Handlung zeigt humorvolle pointiertliebenswerte Menschen mit all ihren Sehnsüchten undSchwächen. Die Männer scheinen sämtlich gernefremdzugehen. Der smarte Immobilienmakler Marc ist der großeFrauenheld (J'ai-aime les filles), sein Angestellter Simonschwärmt still der Fremdenführer Camille hinterher.Selbstverständlich singt der in die Camille verliebte Maklerübergangslos mitten im Satz von der russischenFremdenführerin "Natalie" (mit der Stimme Gilbert Becauds).IhreSchwächeanfälle spiegeln sich in dem scheinbarenHypochonder Nicolas wieder. Neben den Fremdenführungen gibt esauch unzählige Wohnungsführungen mit vielen vertrautenGesprächen, bis der Makler Simon und der Kunde Nicolas zusammenanstimmen "Ein Freund, ein guter Freund!"

Es ist eine geniale Idee, die populären Songs, die so vielauslösen, aus dem Hintergrund des Soundtracks zu holen undüber sie die Gedanken und Gefühle der Figuren direkt andenen des Publikums anzukoppeln. Die bewegende und anrührendeHymne für das Lied "On connait ..." ist in Frankreich undBelgien ein Publikumshit und wurde für zehn Cesars nominiert.Doch leider ist dieses Meisterwerk des Humors nicht über dieKulturgrenzen übertragbar. Denn das Vergnügen hängtzum größten Teil davon ab, wieviel einem all die Liederbedeuten, wieviel Erinnerungen sie wachrufen. Nur die ersten Wortedes Films sind deutsch - der Führer befiehlt telefonisch demStadtkommandanten, Paris zu zerstören - doch dieser singtsogleich mit einer Frauenstimme jede Dramatik hinweg.

Schon oft testete Resnais die Möglichkeiten des Films aus,behauptete "Das Leben ist (k)ein Roman", spielte zuletzt mit denvielfältigen Varianten des Doppelfilms"Smoking" / "NoSmoking". Resnais widmete nun den Film Dennis Potter, dem bereitsverstorbenen Autor so wunderbarer singender Filme wie "Der singendeDetektiv", "Pennies from Heaven" oder "Lippenstift am Kragen".


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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