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Notting Hill

GB 1999 (Notting Hill) Regie Roger Michell, 120 Min. mit Julia Roberts, Hugh Grant, Rhys Ifans u.a.

Wer möchte nicht mal zufällig Julia Roberts auf der Straße anrempeln ...? O.k., wer möchte nicht mal einen großen Star kennenlernen ...? Na gut, "Notting Hill" geht davon aus, daß der nicht prominente Teil der Menschheit ein Leben lang nur darauf wartet, mit einem Prominenten anzubändeln. Außerdem hat man sich wohl gedacht, es sei an der Zeit, den Erfolg von "Vier Hochzeiten und noch ein Abklatsch" zu wiederholen.

So landet der Star der Stars Anna Scott (Julia Roberts) genau im Buchladen von William Thacker (Hugh Grant) im Londoner Stadtteil Notting Hill. Er stottert verlegen wie immer, kippt ihr einen Kaffee über's Hemd und irgendwann zwischendurch funkt es bei beiden. Obwohl klar ist, daß Star und Mensch rein natürlich nicht zusammenkommen können, treffen sich Anna und William immer öfter, diskutieren unter der Bettdecke die pikante Notwendigkeit von Body-Doubles und sind happy bis die Presse von der Geschichte erfährt ...

Sie haben's schon schwer, die armen Promis, die nicht mal in Ruhe einkaufen und sich verlieben können. Ganz schön simpel, aber "Notting Hill" ist ja auch nicht mehr als ein Märchen für "das Volk", ein Hollywood-Märchen im alten Stil, als Stars noch am Himmel standen und sich nicht jedermann auf einem der 'zig TV-Kanäle zum 5-Minuten-Sternchen exhibitionieren konnte. So scheint auch immer etwas Staub alter Zeiten auf den Bildern zu liegen und dieses filmische Stadt-Viertel Notting Hill schwebt zwischen gestern und heute, ganz wie das Aznavour-Chanson "She", das von Elvis Costello in der Neuauflage nicht ganz bis in die Gegenwart hinüber gesungen wird.

Ganz toll gelungen ist die komische Seite von "Notting Hill": Anfangs ist jeder Satz ein Treffer, Hugh Grants verlegener, bescheidener und sehr netter William zieht alle Lacher und Sympathien auf sich. Sein walisischer Mitbewohner Spike (Rhys Ifans), eine wandelnde hygienische Notstandszone, sorgt für kräftig-deftigen Humor in dialektöser Ausprägung. Wenn der verliebte Buchhändler William dann als angeblicher Journalist in eine Serie von Interviews stolpert, trifft der Spaß wieder direkt ins Herz.

Doch es gibt noch den ganz ernstgemeint gefühlvollen Teil der romantischen Komödie. Leider! Denn eigentlich ist es schon sehr schnell klar, daß sich Willi und Anna kriegen, aber wie es dazu kommt, dauert viel zu, viel zu lange. Da helfen auch die netteren Szenen nicht über die gestreckte Laufzeit. Hugh Grant spielt den Hugh Grant ganz ausgezeichnet. Auch Julia Robert bringt den Star Julia Roberts täuschend echt auf die Leinwand. (Man hätte wirklich keine anderen Rollennamen suchen sollen ...) Aber nimmt man der Frau Roberts den Super-Mega-Über-alles-Star ab? In den ersten Bildern gelingt es der Glamourfotografie, an Ikonen wie Audrey Hepburn zu erinnern, deren Image irgendwann ein Eigenleben zu führen begann. Später wirkt Anna Scott allerdings immer wieder recht normal und einfach. Sie will auch nur ein "einfach ein Mädchen" sein. Dann paßt aber das ganze Theater nicht mehr so recht, daß alle Leute in diesem Film um Anna Scott herum treiben.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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