Nordrand

Ö/BRD/CH 1999 (Nordrand) Regie und Buch Barbara Albert

Die kalte Ecke Wiens im Winter: Da kann man sich höchstens an sozialen Brennpunkten wärmen. Oder an kleinen Alltagsträumereien. So macht es die junge Jasmin (Nina Proll). Zuhause gibt es Terror, Schläge, Inzest. Draußen nur sexuelle Schnellschüsse. In der Abtreibungsklinik trifft Jasmin die serbische Einwanderin Tamara (Edita Malovcic). Die beiden freunden sich an, ziehen zusammen, geben sich etwas Halt im Leben, in einer Umgebung, die groben Umgang miteinander als Grundrecht zu pflegen scheint.

"Nordrand" ergäbe mit Hanekes "Der Siebte Kontinent" ein tolles Doublefeature: Die Selbstmordrate im Kino würde Rekordzahlen erreichen. Das Umfeld frustrierend häßlicher Menschen kann einen schon im Kino fertig machen, doch Barbara Alberts Film hält mit ausgezeichneten Schauspielerinnen ein emotionales Gleichgewicht. Und - das Wichtigste - ihre Geschichten vom Leben sind glaubhaft abseits aller Sozialklischees. Die 30-jährige Wienerin kam so mit ihrem Erstling in den Wettbewerb von Venedig, wo Nina Proll den Preis als Beste Nachwuchsdarstellerin erhielt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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