The Man who wasn't there

USA 2001 (The Man who wasn't there) Regie Joel Coen, 116 Min. FSK ab 16

Ein besonders edles Stück Film, obwohl es keine "Sensation" enthält, die marktschreierisch anzupreisen wäre. Darin ähnelt das Meisterwerk seiner Hauptfigur, dem stillen Friseur Ed Crane (Billy Bob Thornton kaum wieder zu erkennen), ein nachdenklicher Mensch in der furchtbar redseligen Umgebung des Frisiersalons. Ed geht seinen Gedanken nach und die Tonspur lässt uns teilhaben: An der Nichtigkeit seiner Existenz, daran dass ihn die Leute nur als "den Friseur" übersehen und ihn seine Frau (Frances McDormand) betrügt. Ein windiger Reisender mit Perücke (Michael Badalucco) überredet Ed Anfang der fünfziger Jahre, in den kommenden Erfolg "chemische Reinigung" zu investieren - als stiller Teilhaber selbstverständlich! Das Kapital erpresst sich der ungerührt Verzweifelte bei Big Dave (James Gandolfini), dem Liebhaber seiner Frau, der allerdings einen Verdacht hegt ...

Wie schon beim Coen-Erfolg "Fargo" geht eine ganze Menge schief, wenn der kleine Mann ans große Geld will. Doch bemerkt man nun die Handlung gar nicht, so fasziniert die stoische Ruhe des Friseurs. Mit einer nahezu nichtigen Entscheidung entfesselt er eine Kettenreaktion, die ihn lange ungerührt lässt.

Die Coen-Brüder schufen ihre wie immer ungewöhnliche Geschichte diesmal in einem wunderbaren Schwarzweiß, das man sich gleich als Poster an die Wand hängen möchte. "The Man ..." ist nicht nur nebenbei eine Hommage an den film noir, dem Genre der herzlosen Verführerinnen und der schwachen, verdammten Männlein. Billy Bob Thornton ähnelt auch auf frappierende Weise Humphrey Bogart.

Doch neben filmtechnischen Kunststücken, den vielen schrägen Ideen in der Story von der Ufo-Landung in Roswell bis zu Heisenbergs Unschärferelation, erreicht der Film eine philosophische und sogar eine metaphysische Dimension. Die tief gehende Frage "Was für ein Mensch bist du?" führt zumindest zur Erkenntnis, dass Ed Crane kein "moderner Mensch" ist, was auch immer das wieder heißen mag. Je bedrängter die Situation für den fast tatenlosen Schweiger wird, desto größer die Hoffnung, dass er für eine andere Welt geschaffen sei, mit "Dingen für die es hier keine Worte gibt".


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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