Mut zur Wahrheit

USA 1996 (Courage under Fire) Regie Edward Zwick, 116 Min.

Von Günter H. Jekubzik

Ein kurzes Stoßgebet und dann geht es los: "Vernichten wirsie!" Daß sich die tollen eigenen Waffen auch gegen die tolleneigenen Soldaten richten können, wird bezüglich desGolfkrieges gerade vor Gerichten geklärt. Doch dieser angeblicherste Hollywoodfilm zur Operation Wüstensturm - noch schlimmereMachwerke wie "In the Armynow" hat man wohl schon vergessen - beklagt andere Verluste. DerPanzerkommandant Serling (Denzel Washington) ließ in der Hitzedes Nachtgefechtes einen eigenen Panzer hochgehen. Statt Klärungerhält der zerrüttete Offizier von seinem General einenspeziellen Auftrag. Er soll die Verleihung des ersten Verdienstordensfür eine Frau vorbereiten. Zwar posthum, aber immer nochsensationell. Als sich nach einigen Gesprächen mit Zeugen dieheldenhafte Rettungsaktion der Hubschrauberpilotin Karen Walden (MegRyan) widersprüchlich darstellt, beharrt Serling auf seinerSuche nach der Wahrheit, auch wenn es ihn den Job kostet sollte ...

Träge und uninteressant schleppt sich der doppelte Konfliktin der Seele des Offiziers dahin. Nur die Aufarbeitung vonKriegsschäden in der Seele der US-Nation bleibt bemerkenswert.Wie Serling versucht, die Alpträume des brennenden Freundes mitAlkohol zu löschen, bemüht sich das Kriegsfilmchen denSchuldgefühlen Absolution zu erteilen. Am Ende wissen wir esbesser: Nicht der Krieg an sich ist mörderisch, nur Feigheit undBefehlsverweigerung führen zu Verlusten. Daß der Einsatzeiner Frau zur Diskussion steht, bringt das Stichwort Emanzipationauf: Sterben für's Vaterland können nach diesem Film auchjunge Mütter - welch Segen der Gleichberechtigung. Weiter so,Soldaten! Wir freuen uns auf die nächsten Filme vonzukünftigen Schlachtfeldern.

Daß "Mut zur Wahrheit" sehr militaristisch ist und Krieg inkeinster Weise bezweifelt, überrascht kaum noch. Immer wiederdarf uns der Tod von Hunderten Irakern kalt lassen. Die Schurkenhaben ja auch so teuflisch gelacht! Aber ein Bauchschuß inunseren Reihen, sogar bei Meg Ryan, geht doch tief. Zumindest bliebdas Märchen von der "chirurgischen Kriegsführung" in derKiste. Hier läuft das Kriegsspiel weiter so schöndramatisch, wie es sich Hollywood-Produzenten gerne vorstellen.

Regisseur Edward Zwick realisierte bereits "Glory" (1990) zusammenmit dem Schauspieler Denzel Washington. Damals ging es um die Ehrevon schwarzen Soldaten im amerikanischen Bürgerkrieg. Auch"Legenden derLeidenschaft" (1995) bot Gelegenheit, einige blutigeSchlachtengemälde groß vor der Kamera aufzuziehen. Hathier jemand Schießen und Morden als Spezialgebiet, oder einenSonderauftrag der Army in Hollywood?

Es wäre einiges aufzuarbeiten: die verlogene Medienschlachtdes Militärs, der Sinn des Golfkrieges und einige Wahrheitenhinter den Bildern von CNN. Am besten gelang dies bislang einemkleinen, kurzen Film:"(It was) Just ajob". Mit den Worten "Just a job" (Nur ein Job) charakterisierteGeneral Schwartzkopf den Feldzug gegen Irak.

Die entscheidende Frage lautet auch in Zukunft nicht "Haben Siegedient?" sondern "Haben Sie (nach-) gedacht?"


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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