Minority Report

USA 2002 (Minority Report) Regie: Steven Spielberg Drehbuch: Scott Frank, Jon Cohen Mit: Tom Cruise, Colin Farell, Samantha Morton, Max von Sydow 145 Min.

Steven Spielberg, mit "Der weiße Hai" und "E.T." das einstige Wunderkind Hollywoods, ist schon seit einer Weile erwachsen, jetzt gelingt es ihm sogar, einen gehaltvollen Science Fiction mit den spaßigen Actioneinlagen aus "Indiana Jones" zu verbinden.

Auch wenn der Gedankenreichtum in "Minority Report" für das heutige Kino ungewöhnlich ist, lässt sich die Geschichte schnell erzählen: Noch bevor Morde begangen werden, kann im Jahr 2054 der Precrime-Chef und -entwickler John Anderton (Tom Cruise) die Täter festnehmen und für immer ruhig stellen. Dieses wunderbare Mittel zur radikalen Reduzierung der Verbrechensrate funktioniert mit den Vorhersagen der drei Pre-Cogs: Dashiell, Arthur und Agatha (Samantha Morton). Sie dämmernd in einer Nährflüssigkeit, bis sie einen zukünftigen Mord in Washington D.C. vorher ahnen. Ihre Visionen entschlüsselt keiner so gut wie Anderton, mit den Hinweisen ihrer Gedankenbilder findet er Tatort oder Täter, bevor die Tat stattfindet. Das System arbeitet fehlerlos und steht kurz vor Ende der Probephase, nach der es im ganzen Land eingeführt wird. Doch dann zeigen die Pre-Cogs John Anderton selbst bei einem Mord an einem völlig Fremden. Der beste Jäger kämpft von nun an gegen seine eigene Empfehlung: Flucht ist zwecklos ...

Die Zukunft in "Minority Report" ist faszinierend und erschreckend. Neben der politisch sehr relevanten Fragwürdigkeit einer präventiv arbeitenden Justiz thematisiert Spielberg eine Überwachungsgesellschaft, in der jeder überall durch einen Iris-Scan erkannt wird. Nur eine illegale Augentransplantation, von obskuren Ärzten im Untergrund durchgeführt, gewährt etwas Privatleben außerhalb des Systems.

Der spannende Film liefert jedoch nicht nur viel Augenfutter und Denkstoff, er macht auch reichlich Spaß - durch flotte Action a la "Indiana Jones" oder durch raffinierte Details. So werden, während man wild in der Virtual Reality rumhantiert, wichtige Infos in eine Holzkugel graviert, weil die so einzigartig ist! Und die synchron in alle Richtungen gleitenden Autos docken als eine Art Wintergarten am Zimmer an. Rührende Gefühlstiefe erhält die auf einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick ("Blade Runner", "Total Recall") basierende Story durch Johns verzweifelte Suche nach seinem vor sechs Jahren entführten Sohn. Viele Figuren und Entwicklungen führen in komplexe Zusammenhänge. Bewegend ist das neue Erleben, der von John befreiten Hellseherin Agatha: "Ist es Jetzt? Ich bin es so leid, die Zukunft zu sehen ..."

Wie schon bei "A.I.", dem letzten Spielberg, ist also für jeden Geschmack etwas dabei, nur diesmal ist sein Meisterwerk runder, aus einem Guss. Mit einem riesigen Stab von Spezialisten, mit zahllosen Trickaufnahmen, mit den besten Künstlern hinter der Kamera von Janusz Kaminski und einem glaubwürdigen Tom Crusie davor, ist "Minority Report" tatsächlich das außergewöhnliche Filmereignis, das die Werbung suggeriert.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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