Mein Leben in Rosarot

B/Fr/GB 1997 (Ma vie en rose) Regie Alain Berliner, mitMichèle Laroque, Jean-Philippe Ecoffey, HélèneVincent u.a., 89 Min.

Das sexuelleLeben der Belgier, diese freche, leicht dadaistische Komödievon Jan Bucquoy, erhält endlich eine gleichermaßenoriginelle und ernsthafte Fortsetzung: In einer genormten, kitschigenVorstadtsiedlung gleichen Autos, Häuser und Familien einander -nur der kleine Ludovic ist anders. Er denkt, er sei ein Mädchen.Ganz selbstverständlich verspricht der Siebenjährige einemFreund: "Wir heiraten, wenn ich kein Junge mehr bin!" Währendder Vater den Schock mit besonders männlichen Klimmzügenbewältigen muß, nimmt die moderne, eigenwillige Mutteralles "super-locker". (Hervorragend in allen Schattierungen:Hélène Vincent). Auch Ludovics unbekümmerteFreundschaft mit dem Nachbarssohn Jerome führt noch zuspaßig-anzusehenden Ausbrüchen bei Jeromeserz-katholischen Eltern. Da es die Umgebung scheinbar nicht soeinfach hat mit dem "garconfille" Ludovic, flüchtet er sich mitHilfe der guten Fee Pam immer wieder in eine kitschige Traumwelt ausbunten Barbie-Häusern. Als Ludovics Vater allerdings seinen Jobverliert und die ganze Familie von den Nachbarn geschnitten wird,beginnt die wahre Hölle. Die bislang tolle Familiengemeinschaftzerbricht unter den extremen Belastungen. Der große Bruderläßt Ludovic allein unter der Prügel vonMitschülern. Auch zuhause gibt es erstmals Schläge. MuttersToleranz ist am Ende. Der Gang zum Psychiater kehrt sich allerdingswieder originell gegen die Eltern. Als"Beautiful Thing" Ludovicbei der Schulaufführung sich die Rolle des Schneewittchenserschleicht, gibt es keine Rettung mehr ...

Das Wunderbare an diesem Film in Rosarot ist sein leichter Humorim Zusammenspiel mit einer ungewöhnlich differenziertenDarstellung seines ernsten Themas. Es gibt keine einfacheLösung, also gaukelt der Film auch keine vor und endet inLudovics bonbon-bunter Traumwelt.

Günter H. Jekubzik


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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