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Mary Reilly

GB 1995 Regie StephenFrears, 118 Min.

Eine Geschichte aus dem Dienstmädchenzimmer derWeltliteratur. Was „Dr. Jekyll und Mr. Hyde" bei Tag und Nachttrieben, ist bekannt und schauerlich. Die Perspektive derDienstmädchens Mary Reilly in diesem berühmten LondonerÄrztehaus macht den Klassiker wieder aufregend lebendig. Derbritische Regisseur Stephen Frears läßt in eindringlichdüsteren Szenarien Julia Roberts als Mary mit ihremzwiegesichtigen Dienstherrn Dr. Jekyll leiden und lieben.

Nach einer geschundenen Kindheit erarbeitet sich dasDienstmädchen Mary Reilly ihren harten Tag genügsam imHause des Arztes Dr. Jekyll. Wie der dunkle, feuchte Innenhofzwischen Wohnhaus und Labor durch ein paar Blumenbeete hoffnungslosbelebt wird, kommen sich die niedrige Angestellte und dasverschlossene Zentrum einer aufwendigen Haushaltsführungallmählich näher. Als erste sieht so Mary Reilly blutigeSpuren nächtlicher Ausschweifungen ihres Herren. NachSelbstversuchen mit einer bewußtseinsverändernden Drogekonnte Dr. Jekyll die neu entstandene Persönlichkeit nicht mehrkontrollieren. Der Arzt kämpft mit einem Monster, das Nachtsunglaublich grausam durch die Bordelle zieht.

Erinnerungen an eine schreckliche Kindheit Marys vermischen sichmit blutigen Morden des getriebenen Mr. Hyde. Opfer und Täterfinden sich so in einer neuen Konstellation. Nur eine unendlichmilde, opferwillige Frau könnte die unkontrollierte Wut derPersönlichkeit besänftigen.

Das psychologisch immer spannende Thema aus Robert LouisStevensons Roman über das Böse in uns wurde von der AutorinValerie Martin um eine problematische Frauenfigur ergänzt.Großartige Bilder machen „Mary Reilly" von Anfang anspannend, während die Story zum Ende hin richtig packt. Der edelinszenierte Film erregt wie Rouben Mamoulians „Dr. Jekyll undMr. Hyde" (1931) sicher noch in Jahrzehnten Aufmerksamkeit. Dabei ister thematisch modern wie „Die Unzertrennlichen" von DavidCronenberg.

Auch schauspielerisch bietet „Mary Reilly" erste Sahne:JohnMalkovich läßt in allen Schattierungen desdoppelgesichtigen Doktors erschaudern. JuliaRoberts überzeugt auch in dieser Charakterrolle. UndGlenn Close gibt eineeindrucksvoll unmoralische Puffmutter.


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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