Makellos

USA 1999 (Flawless) Regie Joel Schumacher, 110 Min.

Der Ex-Polizist und "Held der East Side", Walt Koontz (Robert De Niro), erliegt einem Schlaganfall, als er bei einer Schießerei in seinem Motel eingreifen will. Früher war er ein echter Kerl, legte eine bewunderte Tanzeinlage aufs Parkett, wollte nichts mit Huren zu tun haben, zahlte seiner wöchentlichen Beischläferin "nur etwas für die Miete". Jetzt, halbseitig gelähmt, lernt er mühsam, Hilfe von anderen anzunehmen und muss sich Mitmenschen verschiedenster Couleur öffnen.

Bei seinem Nachbarn Rusty (Philip Seymour Hoffman, der Krankenpfleger aus ''Magnolia") nimmt Walt jetzt widerwillig Gesangsunterricht, um besser sprechen zu können. Rusty braucht Geld und Walt einen Menschen, den er so verachtet, dass er sich seiner Behinderung nicht mehr schämt. Denn der schillernde Nachbar in Frauenkleidern ist Transsexueller, leitet eine glänzende Travestiehow und zieht mit einer Ýnetten, quicklebendigen und äußerst schlagfertigen Transen-Gruppe umher. Der harte, ultrakonservative Schwulengegner und der gar nicht so zarte Künstler hassen und beschimpfen sich. Wir haben das besondere Vergnügen, beide dabei näher kennenzulernen.

Derweil geht im Untergrund des multikulturellen Motels die mörderische Suche nach einer versteckten Diebesbeute weiter. Es kommt unweigerlich zum erwarteten, nicht ganz ernsten und nicht überzeugenden Finale - aber das wollten wir sowieso nicht sehen. In der herzlichen Geschichte einer Annäherung nur scheinbar gegensätzlicher Pole faszinierend die Menschen - mit ihren Fassaden und dem Dahinter.

Des kämpferischen Rusty spitze Zunge ist nie um eine Antwort verlegen, egal ob sich "Gay Republicans" in der Bewegung einschleichen wollen, oder sein behinderter Nachbar gerade wieder eine Haßtirade losläßt. In friedlichen Momenten nennt Rusty den mürrischen Koontz schon mal "Mein linker Fuss". (Der rasante Sprachwitz dieses Films bleibt wohl dem Original vorbehalten.) Philip Seymour Hoffman ist nach vielen Nebenrollen und den eindrucksvollen Auftritten bei "Happiness" und "Magnolia" nun endgültig nicht mehr zu übersehen. Und De Niro ist - in seiner eigenen Tribeca-Produktion - scheinbar noch besser, wenn er nur mit halbem Gesicht spielt.

Wer schon das funkensprühende Aufeinanderprallen von Gegensätzen mit Jack Nicholson und "Besser geht es nicht" mochte, kann sich nun noch einmal erzählen lassen, dass wir doch alle nur nette, einsame Menschen sind.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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