The Lost Son

GB/Fr 1998 (The Lost Son) Regie Chris Menges, 102 Min.

Der französische Ex-Polizist Xavier (Daniel Auteuil) erpresst in London Ehebrecher, als ihm der Brasilianer Carlos, ein Kumpel aus alten Tagen, einen lukrativen Auftrag vermittelt: Die jüdische Familie Spitz sucht ihren angeblich heroinsüchtigen Sohn Leon, der seit einem Jahr verschwunden ist. Bald entdeckt Xavier versteckt auf einem Video mit einer Scherenschnitt-Schneewittchen Aufnahmen vergewaltigter Kinder. Sie werden in Annoncen als "Welpen" in verschiedenen Farben angeboten und sind nachher nicht mehr in der Lage zu sprechen. Der erschütterte Xavier macht sich auf die Suche nach Hintermännern, etwa dem Friedman in Mexiko, einem kinderlieben Kinderhändler mit zwei Gesichtern.

Der biblische Titel führt bei der Sinnrecherche nicht weiter. Es ist aber auch kein verschlüsseltes Ratespiel. Der Bauch meldet deutlich, es geht darum eine grausame Kinderprostitution auszurotten. Ein Thriller mit Anliegen, ein Detektivfilm mit sehr prägnanter Schnüffelnase. Denn Ex-Polizist Xavier genießt sein einsames Leben, leidet unter seinem fortschreitenden Alter, muss aber, nachdem er drauf gestoßen ist, dieses Unrecht aufdecken. Ein für Freunde und Feinde gefährlicher Idealist.

Vor allem die sorgfältigen Bilder und die tiefe, genau gezeichnete, glaubwürdige Figur des getriebenen Detektivs, der den Tod von Frau und Tochter bewältigen muss, fesseln bei diesem ungewöhnlichen Thriller. Nebenfiguren wie Xaviers Freundin, die Prostituierte Nathalie, stehen ganz und gar im Leben und die Musik von Goran Bregovic hält sich reizvoll zurück. Nur Nastassja Kinski als Leons Schwester Deborah gelingt es nicht, den angelegten Zwiespalt verständlich zu machen.

Regisseur Chris Menges war Kameramann bei britischen Produktionen von Ken Loach, Stephen Frears, Roland Joffe, Bill Forsythe, Jim Sheridan und Neil Jordan bevor er beim Apartheitsfilm "Zwei Welten" und dem Adaptionsdrama "Probezeit" erfolgreich selbst Regie führte. Daniel Auteuil ein grandioser Schauspieler und Star in Frankreich, zeigt sich diesmal Englisch sprechend und es hat einen besonderen Reiz, den Akzent von Maurice Chevalier oder Lino Ventura neu zu hören.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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