The Limey

USA 1999 (The Limey) Regie Steven Soderbergh, 89 Min. FSK ab 16

"Limey" bezeichnet in den USA abschätzend einen Engländer. Dieser Engländer kommt, kaum aus dem Knast entlassen, nach L.A., um den angeblichen Unfalltod seiner Tochter zu ergründen. Zielsicher wie Michael Kohlhaas auf der Suche nach Gerechtigkeit, fragt, schlägt und schießt sich Wilson (Terence Stamp) zum Musikproduzenten Valentine (Peter Fonda) durch. Oft verstehen die Amis den Briten nicht, müssen aber doch begreifen, was er will. Die Rache Wilsons wird angetrieben vom schlechten Gewissen eines Vaters, der sich zu wenig um seine Tochter gekümmert hat.

Steven Soderberghs englisch-amerikanische Krimihommage "The Limey" baut um ihre einfache Geschichte ein komplexes filmisches Kunstwerk. Der durchkomponierte Schnitt springt wie ein Bewußtseinsstrom irritierend und zugleich äußerst reizvoll in den Lebenszeiten seines Helden herum.

Im grandios gestylten Bildern zieht ein alter Mann seine Show ab. Dazu paßt sein Old Spice und die Old Music, der Rock'n'Roll. Während der Musikproduzent Valentine, die "Goldenen Zeiten" der späten Sechziger Jahre ausverkauft, lebt bei Wilson immer wieder die Erinnerung auf. Schließlich kann Wilson den schnelllebigen Drogenfreund Valentine in die Vergangenheit zwingen - mit überraschendem Ergebnis. So kommt der "Limey" sehr ernst und dann wieder sehr albern daher.

Es ist ein exzellentes Spiel mit Filmzitaten sowie gleichzeitig eine große Hommage an und das Comeback von Terence Stamp. Mit filmhistorischer Raffinesse baut Soderbergh Szenen aus alten Stamp-Filmen ein und spielt dazu mit musikalischen Zitaten, die etwa an "Easy Rider", DEN Film des Gegenspielers von Stamp, Peter Fonda, erinnern.

Soderbergh, der einen ausgezeichneten Ruf als Drehbuch-Doktor für Hollywood-Notfälle hat, zeigt nach seiner letzten Sensation "Out of Sight" sich wieder einmal als einer der größten Filmkünstler, die das aktuelle Studiosystem arbeiten läßt. Dabei ist "The Limey" nicht nur eine handwerkliche und thematische Spielerei, auch psychologisch paßt bei Soderbergh alles. Trotzdem inszenierte er keinen "Gassenhauer", das Kunstwerk bleibt wie ein wertvoller Diamant in sicherer Distanz. Man kann es bestaunen, durchleuchten, bewundern, aber es erwärmt nur den Cineasten.

Der Soundtrack


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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