Knockin' on Heaven's Door

BRD 1997, Regie ThomasJahn

Von Günter H. Jekubzik

Das unsichere Weichei und der eingebildete Supertyp: Sie lernensich schon vorher hassen, aber erst in der "Abnippel-Abteilung" einesKrankenhauses kennen. Beide machen's nicht mehr lange, Rudy (JanJosef Liefers) hat Krebs und Martin (Til Schweiger) einen Tumor imKopf. (Entwickelt sich das jetzt zu einer Spezialität desVerleihers Buena Vista? Siehe"Phenomenon".) Nach einemhimmlischen Signal - in Form einer Tequilaflasche - ist der Auftragklar: An's Meer, das Rudy noch nie gesehen hat. Koste, was es wolle:"Weil alle im Himmel nur über das Meer reden ..." Zum Glückhaben gerade ein paar Gauner ein altes Mercedes-Coupe in derTiefgarage abgestellt. Mit der Knarre aus dem Handschuhfach wird -der Kater ist kaum verflogen - erstmal eine Tankstelle ausgeraubt.Rainer Becker, Rädelsführer des alternativen kölschenKarnevals leistet dabei komödiantischen Wider- bis Beistand. DieKiller Henk und Abdul - nicht dumm, sondern dümmer - machenderweil alles falsch und hetzen die Polizei auch auf die Spuren vonMartin und Rudy. Irgendwann kommt noch ein Koffer mit einer Millionins Spiel.

Der Holländer Henk und der Araber Abdul spielen"Pulp Fiction" nach, RutgerHauer ("BladeRunner") den Lieben Gott und Sönke Wortmann inszeniertGogo-Girls: "Ihr sollt die Leute nicht zum Nachdenken anregen." Indiesem Sinne erhält Regisseur Thomas Jahn denn auch im Film alsTaxifahrer ein paar Tausender von den spendablen FahrgästenMartin und Rudy: Mach' weiter so, Junge! Wuppertal wird als fotogenerFilm-Schauplatz wiederentdeckt. Wenders drehte hier vor Ewigkeiten"Alice in den Städten". Eine Gladbeck-Geisel-Parodie gehtdaneben, so wie das Lachen über Abdul bei einigen imFettnäpfchen landen kann: "Beweg dich nicht, Arschlöcher,sonst pust ich dich!"

Allen Befürchtungen bezüglich deutscher Komödienzum Trotz gelingt beides: Der Humor und auch die Poesie vonNoch-einmal-das-Meer-sehen. Die Einflüsse von Quentin Tarantinowerden deutlich ins Bild geschrieben:"True Romance" gab die Vorlageeiner waffenstarrenden Pattsituation zwischen Gesetzesbrechern undden Hütern desselbigens. Aber nicht im Edelhotel, sondern vielbodenständiger: im Maisfeld.Thomas Jahn, derRegisseur ausHückelhoveninszenierte das durchgehende Vergnügen. Ansonsten ist "Knockin'on Heaven's Door" vor allem ein Til Schweiger-Film. Der harteNewcomer des deutschen Films schrieb am Buch mit, produzierte undversuchte sich an einer Charakterrolle mit tragischem Einschlag. Dasletztere gelang am wenigsten. Den kernigen Spaß ließ sichvor allem Buena Vista Germany etwas kosten. Die Tochter desmächtigen US-Verleihers - von unter anderem Disney-Filmen -engagierte sich sehr für das deutsche Produkt. Auch dieFilmstiftung Nordrhein-Westfalen förderte kräftig. InHückelhoven wirdkurz vor dem bundesweiten Filmstart (am 20. Februar) eine Premierevon "Knockin' on Heaven's Door" stattfinden - im gleichen Kino, dasauch schon Jahnsersten Film zeigte - damals noch vor kleinem Publikum.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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