It's Showtime

USA 2000 (Bamboozled) Regie Spike Lee, 135 Min.

Spike Lee-Filme kann man mögen oder hassen - für das seltene gewordene politische Engagement im Kino, für das kämpferische Herz und den scharfen, wachen Verstand, muss man ihm dankbar sein. Nach dem Überraschungserfolg "She's gotta have it" folgten einige geniale und immer umstrittene Werke. Spike Lees neue schwarze Satire "Bamboozled" greift rassistische Stereotype in den amerikanischen Medien an. Der Antiheld in "Bamboozled" ist der schwarze TV-Produzent Pierre Delacroix. Während einer Flaute seines Senders kommt er mit einer neuen Idee, die komplett aus alten Hüten gezaubert ist: Die Minstrel-Show. Darin schmierten sich schon vor 100 Jahren Weiße Ruß oder Schuhcreme ins Gesicht und wollten als "dummer Neger" witzig sein. Weil Delacroix' Vorgesetzter, ein weißer Vize-Irgendwas mit starkem Hang zur positiven Diskriminierung, nicht mehr die üblichen Geschichten will, werden die neuen Minstrel-Stars auf eine Sklavenfarm versetzt, müssen sich die schwarzen Gesichter schwärzen (!), albern hampeln oder dumm reden. Der ganze Klischee-Unsinn wird ein Erfolg, was alle, die noch etwas Anstand und Verstand haben, zum Wahnsinn treibt - mit tragischen Folgen.

"Bamboozled" heißt der Originaltitel und geht auf eine Rede von Malcolm X zurück: Die Schwarzen werden "bamboozled", im wahrsten Sinne für dumm verkauft. Der auf digitalem Video gedrehte "Bamboozled" geriet lang und kann nicht durchgehend fesseln. Wenn im Abspann aber eine schier endlose Montage von erschreckenden Neger-Stereotypen aus amerikanischen Filmen, von diskriminierenden Abziehbilder weißer Bimbo- und Hottentotten-Fantasien abläuft, hat wirklich jeder verstanden, was Spike Lee wollte und dass dieses Kopfkino sein muss. "It's Showtime" macht mit ein wenig Unterhaltung und vielen bitteren Scherzen ein ganzes Stück wacher. Bei der Premiere während der Berlinale gab es langen Applaus im vollen Berlinale-Palast. Der engagierte und in den USA oft angefeindete Spike Lee brauchte nicht mehr viel zu erklären und hat sicher ein paar Freunde mehr gewonnen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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