The Goddess of 1967

Hongkong/Australien 2000 Regie Clara Law Mit Rose Burn, Rikiya Kurokawa, Nicholas Hope, Elise McCredie, 118 Min.

Pure Schönheit, zeitlose Eleganz, eine Form, die niemanden unberührt lässt ... Diese Eigenschaften schreibt man einhellig einem Auto zu. Aber sie passen auch zu diesem wunderbaren Film von Clara Law, der die Hymne an die Schönheit eines Autos mit der bewegenden Geschichte seiner blinden Beifahrerin verbindet.

Es geht um das, was wir in Deutschland kurz als DS bezeichnen. Französisch ausgesprochen klingt dieses "déesse" wie Göttin und das ist auch ein passender Name für ein Auto, dass so ganz anders aussieht und war. Citroen baute seine avantgardistische DS von 1955 bis 1975. Roland Barthes äußerte sich begeistert und auch ein seltsamer Japaner mit grüner Strähne im schwarzen Haar möchte eine DS fahren. So reist er nach Australien, wo sich von den Verkäufern nur noch Blutspuren an der Wand finden. Doch eine blinde, junge Frau mit knallroten Haaren lädt ihn zur Probefahrt mit der pinkfarbenen DS ein und steuert die unendlichen Weiten des australischen Kontinents an.

(Da wir sowieso in der Abteilung "seltsam" sind, ein Stück kurioses Detailwissen: Auch Fridrik Thor Fridriksson brachte in seinem skurrilen Film "Cold Fever" einen Japaner mit einer DS zusammen. Schauplatz: Island!)

"The Goddess ..." ist skurril: In den Fängen einer Echse liegt der asiatische Reptilienfan - ein geflohener Computerhacker mit tragischer Vergangenheit - mal einen ganzen Tag auf der Straße bis ihm das Tier vergibt. Und "The Goddess" ist erschütternd: Das schreckliche Geheimnis der blinden Frau und ihrer ständigen Begleiterin, der DS, erzählt sich in Rückblenden. Mal ist sie ein fast mythische Gestalt, wird in der Wüste von Dingos bewacht. Dann ahnen wir den Missbrauch durch den Großvater, können nicht fassen, dass der auch schon die Mutter vergewaltigt hat. Immer wieder entdeckt sich eine alte Geschichte in scheinbar alltäglichen Handlungen. Eine Tanzszene zwischen den beiden Reisenden reißt mit - erst später sehen wir, welch grausamer Tanz an gleicher Stelle vor Jahren getätigt wurde. Die verrückte Annährung und die Verletzungen der Vergangenheit sind eingebettet in atemberaubende, gewaltige Landschaften unter grandiosen Himmelsszenerien.

Dabei gelingt es Clara Law, das Banale und das Tiefe, die Ästhetik und die Emotion elegant zu verbinden. Sie zelebriert das Hochfahren der DS-Hydraulik nach dem Anlassen. Die persönlichen Geschichten füllen den originellen, fesselnden Film mit seinen faszinierenden Bildern. Multikulturelle Verbindungen sind übrigens eine Spezialität der Regisseurin Clara Law, die in "Herbstmond" einen Japaner und eine Hongkong-Chinesin zusammenbrachte und in "Floating Life" eine Familie aus Hongkong in die Welt zerstreute. Für sie fließt die Welt zu einer multikulturellen Gemeinschaft zusammen - die Visionen der Clara Law machen Lust auf diese offene Weite.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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