Herbstmond

Hongkong / Japan 1992 (Qiuyue / Autumn Moon) Regie Clara Law, 108Min.

Schon 1992 packte eine chinesische Familie in Hongkong ihreKoffer. Der Exodus sollte nach Kanada gehen. Die 15-jährige Waibegegnete während ihrer letzten Tagen in der Stadt dem jungenJapaner Tokio. Gelangweilt filmt er mit seiner Videokamera mehr, alser sieht. In Englisch tauschen sie Erfahrungen aus, besuchen einenMacDonald und die kranke Großmutter Tokios. Neben eigenenLiebeserlebnissen spielt die Geschichte ihrer Kulturen eine Rolle -sofern sie noch erkennbar sind.

Neben ästhetischen Genüssen bietet Clara Law schon indiesem preisgekrönten Film (Goldener Leopard Locarno 1992)Gedanken zum Exodus aus der Stadt Hongkong, die am 1. Juli 1997 andas kommunistische Regime Chinas übergeben wurde. Ihr letzterFilm "Floating Life"(ebenfalls in Locarno vorgestellt) lieferte eine Bestandsaufnahme desmittlerweile vollzogenen Exodus: Die Eltern wollen zur angeblicherfolgreichen Tochter nach Australien ziehen. Doch das entwurzelte,fließende Leben zerstört die Psyche, eine weitere Tochterkommt mit der Enkelin aus Deutschland, um die Scherben zu kitten.

Clara Law betont, daß diese multinationalen Konstellationen(die sich auch in ihrem Drehteams fanden) das nächsteJahrhundert bestimmen werden. Heimat und Traditionen werden sichauflösen. Immer wieder ist neue Orientierung erforderlich. Diein Macao geborene Regisseurin kam selbst im Alter von zehn Jahrennach Hongkong. Sie studierte in London Film, nach dem Erstling "Theother half and the other half" (1988) dreht sie ihre weiteren Filmein Hongkong.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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