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Acid House

GB 1998 (The Acid House) Regie Paul McGuigan, 112 Min.

"The Acid House" wirbt mit Welsh, dem Autor von "Trainspotting". Die zynischen Spiele des Schicksals in den durchaus originellen Kurzgeschichten wirken allerdings selbst in der knappen Episodenform zu lang ausgewalzt. Drei Episoden nach Kurzgeschichten aus Irvine Welshs gleichnamigen Buch präsentieren völlig trostlos heruntergekommene Sozialsiedlungen und Menschen Edinburghs. Und das Filmmaterial begeistert auch nicht gerade.

Die ersten beiden Folgen belegen mit ein paar verwackelten, überstrahlten Aufnahmen und Rißschwenks das Bemühen, mit geringen Mitteln "modernen" Stil zu erzeugen: "Boab" ist ein erbärmlicher, dummer Trottel, der an einem Tag Job, Wohnung, Freundin, Kumpels und schließlich sein Leben verliert. Ein "Weichei" läßt sich in der nächsten Episode unbelehrbar immer wieder ausnutzen und ein Jugendlicher wechselt schließlich in dem titelgebenden "The Acid House" durch einen extremen Acid-Trip die Identität mit einem Neugeborenen.

Bemerkenswert ist allein der Beginn dieses dritten Teils, bei dem sofort die besseren Produktionsbedingungen der Fernseharbeit für Channel Four-Arbeit erkennbar sind: Ein rasender Himmel über zwei Techno-Kids. Im endlosen Fluchen reden sie aneinander vorbei. Als der unsympathische Coco (Ewen Bremner) sich einen Trip schmeißt, rasten er und der filmische Stil völlig aus. Ein Blitz hilft noch nach und dann findet sich Coco im Körper eines Neugeborenen. Leider wird nun auch diese absurde, mit einer etwas deformierten Babypuppe drastisch ins Bild gesetzte Situation nur für reichlich Unflätiges (Look who's talking dirty!) ausgebreitet. (Die deutsche Synchronisation raubt viel Authentizität, doch der fast nur aus Kraftausdrücken bestehende Originalslang ist absolut unverständlich.) Kurz blitzt mal ein filmisches Äquivalent zur HipHop-Kultur mit ihrer Sample-Methode auf. Sie enthält auch ein soziales Element und dieser Körperwechsel bietet endlich komödiantische Erleichterung vom frustrierenden Elendsbild.

Als durchgehende Figur in allen Episoden ist der alte Mann zu entdecken, die in der ersten Folge als Gott auftritt. Nach eigener Bezeichnung ein "fauler, apathischer, schlampiger Sack". Gott hat es echt schwer heutzutage im Film!


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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