Frau2 sucht HappyEnd

BRD 2000 (Frau2 sucht HappyEnd) Regie und Buch Edward Berger, 96 Min. FSK ab 12

Sehnsucht und Gefühl bestimmen diesen Film von Anfang an. Die rauchige Stimme des Radiomoderators Gregor (Ben Becker) in seiner Sendung "Endstation Sehnsucht" schwebt im Night Talk über dem einsamen Berlin. Den Anruf des verzweifelten alten Mannes, den seine Frau verlassen hat, kommentiert Gregor zynisch: Da sind nur noch Phantomschmerzen. Seine Kollegen meinen, er hält sich für John Wayne mit Bauchschuß, er verblutet seit zwei Jahren, seit ihn seine große Liebe Lea verlassen hat.

Nun spielt Gregor immer wieder Tim Hardins "Hang on to a Dream" (Ein Song, der übrigens gerade zu Petzolds "Innere Sicherheit" ebenso gut paßt, wie vor Jahren zu Leon de Winters "Zoeken naar Eileen".) Und - um weiter in Liedern zu reden: Nach Joe Jacksons "Won't you be my Number 2?" taucht eher zufällig die Frau2 im Internet-Chat auf. (Dieses unfilmische in die Tasten Hauen wurde übrigens mit eingeblendeter Schrift im Bild akzeptabel umgesetzt.) Mai Winter (Isabella Parkinson) steckt hinter dem Internet-Nickname und sie liebt einsam und vergeblich ihrem Mitbewohner Nick hinterher. Genau wie Gregor kann sie sich nicht richtig lösen, hat sogar zu wenig Tränenflüssigkeit, um überhaupt zu weinen.

Rund um die beliebte Radioerotik auf den Wellen, die ein dunkles, menschenleeres Berlin durchdringen, sammelt der ästhetisch besonders ansehnliche Film all die passenden Geschichten, die sich um das Eine drehen. Theo auf der Brücke wartet tage- und nächtelang auf seine Liebe des Lebens. Von Anfang an ziehen sich spielerisch orange Akzente - von der schwebenden Plastiktüte bis zum VW-Käfer - durch den ganzen Film. Hier ist Orange die Farbe der Hoffnung und des Wunsches, sich näher zu kommen. Ein Blind Date vor dem Kino scheitert jedoch. Drinnen läuft Hal Hartleys "Trust", doch außer Vertrauen kann auch Mut oder wieder etwas anderes fehlen.

"Frau2 sucht HappyEnd" begeistert mit exzellenten Bildern, satten Stimmungen aus der Zeit, als Romantik noch in Schallplattenrillen steckte. Kurz: Alles ganz klasse und hervorragend nur etwas zuviel des Bittersüßen gibt es. Wie Herzen in Warteschleife kommt auch der Film nicht von der Stimmung in die Gänge.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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