Ein Freund zum Verlieben

USA 2000 (The next best thing) Regie John Schlesinger, 98 Min.

Spieglein, Spieglein an der Wand spricht die ungeschminkte Wahrheit: Abbie/Madonna ist keine 24, selbst keine 34 mehr. Die Yogalehrerin ist ein älteres Modell. Wie der VW-Porsche, den sie fährt. Nach der Trennung vom typischen Ekel Kevin sucht sie die Schulter ihres besten Freundes Robert (Rupert Everett) zum Ausheulen. Der kultivierte Gärtner - man sagt auch: Landschaftsplaner - wäre eigentlich der ideale Partner. Leider - für Abbie, nicht für die Jungs - ist er schwul.

Nach einer ungeschickt getanzten Top Hat-Imitation folgt der alkoholisierte Ausrutscher im Bett. Doch als sich der doppelte Kater am Morgen verzieht, ist bald alles klar: Abbie wollte sowieso ein Kind kriegen. Und Robert entscheidet sich für Vaterschaft und Erziehung ohne weiteren Sex mit "Mama". Bei ungläubigen Fragen ist er der leidenschaftliche Geschichtenerzähler und sympathische Spinner nie um eine Antwort verlegen: Das Kind braucht jemanden, zu dem es aufblickt ... Dann ziehe ich halt hohe Hacken an! Jahrelang bilden sie eine tolle Familie, dann findet auch Abbie einen Liebhaber und die bislang reife, gefühlvolle Komödie bricht auseinander: Plötzlich überall überzogene Reaktionen, die Handlung verlagert sich vor die Richtbank. Die typischen Trennungsstreitereien produzieren nur noch einen anständigen Satz: Um ein richtiger Vater zu sein, braucht es mehr als gemeinsames Blut.

So fällt auch das Urteil zweiteilig aus: Die Frauen werden den "Freund" lieben, die Männer einschlafen. Nein, ganz so schlimm ist es nicht. Der durchaus reife und sich nicht mit Dämlichkeit anbiedernde Film zeigt bewußt zwei erwachsene Schauspieler, bespricht das Altern und problematisiert neue, notwendige Familienkonstellationen. Der über 70jährige Regisseur John Schlesinger mag dazu nicht die beste Besetzung sein, aber irgendwie hat der in den letzten 40 Jahren schon alles gemacht. Vielleicht weiß er, was es mit der seltsamen Ausleuchtung auf sich hat: Kein Glamourlicht, teilweise schattige Gesichter, dann wieder Weichzeichner statt schonungslose Offenheit. Also doch mehr als nur die Stars für jeden Geschmack.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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