Evita

USA 1996 (Evita) Regie Alan Parker, 135 Min. Original mit Untertiteln!

Von Anfang an überfährt die Musik so gewaltig, daß selbst Alan Parkers Bilder nicht mitkommen. Das entfernt an argentinische Historien angelehnte Musical-Märchen des Andrew Lloyd Webber erliegt einem unverzeihlichen Fehler: Das künstliche Bühnenspektakel wird allen Ernstes vor realistische Hintergründe gesetzt. Wer Aufstieg und Tod der ersten Gattin von Argentiniens Präsident Peron nicht als Kunstprodukt aufzieht, macht sich der Geschichtsverfälschung und der Volksverdummung schuldig. Allein Madonna - selbst ein Kunstprodukt - kann als Evita dem auch musikalisch einfältigen Geplänkel einen interessanten Effekt hinzufügen.

Abgesehen von diesen generellen Bedenken ist der mehr als zweistündige Singsang (ohne ein gesprochenes Wort!) perfekt gemacht. Madonna singt, spielt und tanzt ihre nicht besonders vielschichtige Rolle ausgezeichnet. Antonio Banderas sorgt für die (sozial-) kritische Stimme und etwas spanischen Akzent. Ansonsten nette Unterhaltung und audiovisuelle Freizeitdekoration. Selbstverständlich passen nur Banalitäten in diese hitträchtigen Liedzeilen, in die häufigen Refrains geht noch weniger rein. Das zwanzig Jahre alte Musical hat auch als Film nur Relevanz für das Showgeschäft. Bleibt die Frage, ob sich das Musicalpublikum ins Kino locken läßt.

Die "Schätze" der Andrew Lloyd Webber sind dabei gar nicht ungeeignet für den Film. Allerdings müßten sie in eine eigene Künstlichkeit transferiert werden: Neonbunt und schrill von John Waters? Abgehoben kunstreich oder subversiv von David Cronenberg? Oder vielleicht hinterhältig von David Lynch?


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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