Emma

GB/USA 1996 (Emma) Regie Douglas McGrath, mit Gwyneth Paltrow,Jeremy Northham, Toni Collette, Greta Scacchi, Polly Walker, EwanMcGregor u.a., 120 Min.

Das Jane Austen-Festival geht weiter: Nach"Sinn undSinnlichkeit","Jane AustensVerführung","Clueless" undder Miniserie "Stolz und Vorurteil" (ZDF 28.-30.3.) tut sich nun Emmain einer ständisch und materiell beschränkten Welt mitihren Gefühlen schwer.

Erneut beschrieb die Dichterin Jane Austen pointiert die englischeGesellschaft des ausgehenden 18.Jahrhunderts. Alles dreht sich bei"Emma" um Heirat in einem engen, provinziellen Kreis. Emma (GwynethPaltrow) sieht sich selbst gerne als Kupplerin glücklicherBeziehungen, doch ihre Mühen enden peinlich bis tragisch, daEmma in Gefühlsdingen mit großartiger Blindheit geschlagenist. Reihenweise Ränke und Intrigen sollen die einfältigeHarriet mit dem Priester Elton verbinden. Mit strahlendemLächeln und wichtig gefurchter Stirn gibt Emma immer wieder diefalschen Ratschläge. Selbst lebt sie noch bei ihrempflegebedürftigen Vater.

Nur der brüderliche Freund Knightly erhebt Einspruch gegendas ebenso emsige wie eitle Treiben. Denn dieses sollhauptsächlich Emmas Position im kleinen Gesellschaftskreisfestigen. So erweisen sich die karitativen Wohltaten alsoberflächlich, da sie nicht wirklicher Anteilnahme fürTiefergestellte entspringen. Hinter dem Mäntelchen derBescheidenheit, steckt eine Selbstverliebtheit, deren Ausmaßhöchstens mit Emmas Naivität konkurrieren kann.

Emma ist nicht die einzige Karikatur des Films. Fast die ganzeBesetzung wird überzogen dargestellt - so wie es dem Tagebucheines überspannten Girlies entspricht. Die Darstellungen sinderste Sahne, doch unter dem historischen Zuckerguß fälltdas kaum auf. Etwas Wiedersehensfreude beschert Toni Collette, dieals Harriet eine ähnlich nette, tolpatschige Rolle wie in"Muriels Hochzeit" spielt,aber am Ende doch ihre Trauung bekommt.

Nach dem Kuppelspiel mit Dritten setzt das Drehbuch denfüreinander Bestimmten Emma und Knightly zwei attraktiveKonkurrenten vor die gepuderten Nasen - ohne großen Erfolgfür den Unterhaltungswert. Im Vergleich zu anderen Austen-Filmenverläuft "Emma" nicht extrem tragisch in derEntblößung gesellschaftlicher Zwänge. Es bleibtwitzig, wenn Emma für die unerträglich eingebildete Mrs.Elton ein Fest geben muß, damit niemand ihre heftige Abneigungerkennt. Mit reichlich Spott bedachte Figuren entfernen den Film vonden großen Leidenschaften. Der Gegensatz zwischen Stand undPersönlichkeit bleibt nur erwähnt. "Emma" stimmt zwarheiterer, ist aber viel zu lang und träge - selbst wenn derDorfklatsch und die anderen Belanglosigkeiten keine zwei Stundenfordern würden.

Die Handlung wurde mit Musik und Farben durchgehend warmeingekleidet. Nur selten fiel der Kamera etwas Belebendes ein: EinSprung vom Gedanken zum realisierten Moment. Die indirekte Rede, diezur gespielten Handlung wechselt. Immerhin hilft "Emma", denanscheinend moderneren Teenie-Film"Clueless" zuverstehen. Emma ist mit 22 Jahren halt auch nur eine dumme Göre,die meint, der Weltenlauf in den Händen zu haben, aber gar nichtmerkt, wo ihr eigenes Leben hinläuft. Starke Ähnlichkeitenzu Jugendserie wie "Beverly Hills 90210" stellen nicht AustensQualitäten in Frage - höchstens dieEntwicklungsfähigkeit der Spezies Mensch. Einen Zwischenschrittstellt Flora Post von der"Cold Comfort Farm"dar.

Günter H. Jekubzik


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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