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Black Box BRD
BRD 2001 (Black Box BRD) Regie Andres Veiel, 102 Min.
Sowohl das Attentat auf den Deutsche Bank-Sprecher Herrhausen als auch die Schuld oder Unschuld des mutmaßlichen RAF-Aktivisten Wolfgang Grams bleiben ungeklärt. Trotzdem überrascht das spannende Doppelporträt "Black Box BRD" von Andres Veiel mit überraschenden Parallelen und Beziehungen zwischen den beiden konträren Personen deutscher Geschichte.
Was ist eigentlich passiert während der RAF-Jahre in der "Black Box BRD"? Die historischen Begriffe und Bilder stehen: Notstandsgesetz, Schleyer-Entführung, die Selbstmorde der "Bader Meinhof-Bande" in Stammheim. Langsam taut in den letzten Jahren die Erstarrung dieses unangetasteten Geschichtsbildes auf. Im Kino suchten Schlöndorffs "Die Stille nach dem Schuss" oder Christian Petzolds "Die innere Sicherheit" zu verstehen, wie eine politisch bemerkenswert engagierte Generation rücksichtslose Mörder schuf.
Die Dokumentation "Black Box BRD" porträtiert die exemplarischen Lebensläufe vom Karrieristen Alfred Herrhausen und dem RAF-Mitglied Wolfgang Grams. Die stolzen Eltern Grams erinnern sich an den musikalisch talentierten Sohn. Seine ehemaligen Freunde sinnieren melancholisch über eine ehrliche, engagierte Zeit. Herrhausens Vorstands-Kollegen der Deutschen Bank loben den dynamischen Macher, der das Unternehmen zum Weltmarkt brachte und "die Zeit des schlechten Gewissens beendete". Während Grams Vater seine Zeit bei der Waffen-SS sprachlos lässt, war Herrhausen als Junge auf einer Eliteschule des NSDAP. Doch in den lebendigen Erinnerungen der Zeitgenossen löst sich das simple Schema von Täter und Opfer auf. Herrhausens überraschendes Engagement für einen Schuldenerlass zu Gunsten der Dritte Welt-Länder führt noch vor dem Bomben-Attentat im Jahr 1989 zum tragischen Scheitern eines Visionärs - in den Augen seiner zweiten Ehefrau und denen der anhimmelnden Sekretärin. Grams stirbt 1993 bei einem Polizeieinsatz unter ungeklärten Umständen in Bad Kleinen.
Dass aus diesen sehr subjektiven, unkommentierten Legenden trotzdem ein fesselndes Geschichtsbild entsteht, gehört zu den bemerkenswerten Leistungen von Veiels Film, der über vier Jahre trotz mannigfaltiger Widerstände entstand. Im Hintergrund der weitgehend chronologischen Interviews laufen illustrierende Szenen und historische Eckdaten. Der auch von Grams Heimatstadt Wiesbaden dirigierte Vietnamkrieg, die Kämpfe um besetzte Häuser in Frankfurt, die Eskalation des politischen Kampfes der ersten RAF-Generation. Wie relevant diese jüngere deutsche Geschichte ist, zeigt das Auftauchen von Schily und Fischer am Rande, die mittlerweile selbst in der einst bekämpften Regierung sitzen.
Aber es leben auch zwei unterschiedliche Menschen auf, zu denen man während der spannenden Dramaturgie immer wieder neuen Haltungen sucht. Bis zum plötzlichen Ende, das zumindest eine Lehre aus den zwei tragischen Lebensläufen zieht: Offenheit führt (das Denken) weiter als unnachgiebige Dogmen und Maximen.
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