John Singletons Baby Boy

Baby Boy

USA 2001. Produktion: New Deal Productions. Produzent: John Singleton. Regie: John Singleton. Buch: John Singleton. Kamera: Charles Mills. Musik: David Arnold. Schnitt: Bruce Cannon. Darsteller: Tyrese Gibson (Jody), Snoop Dogg (Rodney), Ving Rhames (Melvin), Omar Gooding (Sweetpea), A. J. Johnson (Juanita), Taraji P. Henson (Yvette), Tamara LaSeon Bass (Peanut). 125 Min. FSK: ab 16. Verleih: Columbia TriStar.

Mit seinem bemerkenswerten Regie-Debüt "Boyz N the Hood" (1991) brachte John Singleton eine andere Seite des afroamerikanischen US-Lebens ins internationale Kino: Nicht wie Spike Lees eher intellektuelle Geschichten aus Brooklyn, sondern aus dem brutaleren South Central in Los Angeles. Singletons filmisches Engagement landete zuletzt bei dem kraftlosen Kult-Remake "Shaft", bevor er sich wieder dem Umfeld der nun älteren "Boyz" zuwandte.

Der 22-jährige Jody lebt zwar noch bei seiner Mutter, hat aber schon zwei eigene Kinder - mit zwei verschiedenen Freundinnen. Zu deren Dauerzwist kommt der Druck von Mutters neuem, sehr energischen Freund Melvin hinzu. Jodys neuer Job, das Verkaufen von geklauten Kleidern, verläuft ebenso erfolglos, wie die Versuche, den anderen Mann im Haus raus zu ekeln.

Das lässige Leben im von drei Frauen gemachten Nest - jeweils eine für Essen, Geld und Sex - bricht jedoch auseinander: Die eine Freundin klaut ihr eigenes Auto zurück und zwingt den coolen Mann auf ein albernes Fahrrad. Die andere wird von ihrem brutalen Ex belagert, der gerade aus dem Gefängnis kommt und auch Jody provoziert. Das Finale erzwingt nicht nur eine Entscheidung für oder gegen Gewalt, auch Verantwortung wird von Jody erwartet.

Die Innenansicht einer South Central-Gemeinschaft klagt nicht den Rassismus als Grund für elende bis mörderische Lebensverhältnisse an. Weiße sind im Personal des Film kaum auszumachen. "Baby Boy" Jody soll sein Leben selbst in die Hand nehmen, erwachsen werden. Eine interessante Stellungnahme, die jedoch unter dramaturgischen Schwächen leidet: Die Lebenssituation Jodys eskaliert zu plötzlich. Oft verhalten sich die jungen Männer so übertrieben infantil, dass es schwer fällt, sie und ihre Situation ernst zu nehmen. Das mag auch an einer Distanz zu diesen amerikanischen Verhältnissen liegen, bei denen etwa das "man-sharing" ernsthaft analysiert wird, das Teilen eines Mannes unter mehreren Frauen, verursacht durch den Frauenüberschuss in den armen afroamerikanischen Gemeinschaften. Trotzdem verdient dieser wahrscheinlich als Getto-Action angepriesene Film Beachtung.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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