American Werwolf in Paris

USA1997 (An American Werewolf in Paris) Regie Anthony Waller, mitJulie Delpy, Tom Everett Scott, Pierre Cosso, Vince Vieluf, PhilBuckman u.a. 95 Min.

Einst machte sich John Landis einen schaurigen Spaß mitjungen Amerikanern, die sich in britischen Sümpfen einenWerwolf-Virus holten: "An American Werewolf in London". Nun durfteder Regisseur vom extrem packenden Thriller"Stumme Zeugin" an den Stoff:Anthony Waller.

Diesmal wollen sich drei US-Touristen gedankenlos in Parisamüsieren. Die Stadt ist Station ihrer "Dare Devil Tour" undAndy (Tom Everett Scott) will mit einem Bungeesprung vom Eiffelturmmächtig Punkte aufholen. Beim Sturzflug fängt er ganznebenbei eine schöne junge Frau kurz vor derenSelbstmordaufprall ab. Andy ist ab sofort der Französinverfallen, reagiert nicht auf Abwehrversuche, bemerkt auch keineHerzen in Gefrierbeutel und besonders blutige Hände. Klar:Serafine (Julie Delpy) ist Werwölfin, wehrt sich aber heftigdagegen, nachts naschen zu gehen. Ihr Bruder Claude (Pierre Cosso)hingegen spielt Leitwolf einer Horde von Lederjacken undGlatzköpfen, die mit Vorliebe Vollmond-Parties fürTouristen schmeißen - das Fleisch bitte schön blutig ....

Für die Liebenden und ihre langsam lebendig verwesendenFreunde gibt es nur eine, ziemlich unwahrscheinliche Rettung. Andymuß den Werwolf töten, der ihn gebissen und damitangesteckt hat. Zeit genug also für viel albernes und blutigesVergnügen. Denn "American Werwolf in Paris" isthauptsächlich ein Spaß - bis zum Slapstick. Nur einigeDetails der Geschichte sorgen dafür, daß sich einem dieNackenhaare sträuben. Wie wäre es mit dem zarten,anämischen Wesen, das liebevoll den Vater pflegt, den sie einigeNächte zuvor selbst nachts anknabberte?

Gerade in Sachen Spannung aber zeigt Anthony Waller wenigBiß. Nur in abgeschlossenen Räumen überzeugt seineInszenierung. Vor allem wenn die amerikanischen Touris in denKatakomben unter verfallenen Pariser Kirchen herumirren und manhinter jeder Ecke die Attacke eines Werwolfs vermutet. Ansonstenwirkt "American Werwolf in Paris" stellenweise billig (was so einHorrorspaß vom Genre her auch sein darf), die Handlung verlierteinige Fäden. Wallers Kamera spielt ein wenig herum, zeigt diePerspektive von Wölfen und "Wolfen" und beweist, daß derjunge Regisseur eigentlich gut mit den reicheren Mitteln einergroßen Produktion umgehen kann.

Der Engländer Waller (geb. 1959) experimentierte schon alsZehnjähriger mit einer Super-8-Kamera herum und wurde 1978 alsjüngster Student in die National Film School aufgenommen. InDeutschland verrichtete er kleine TV-Jobs, etwa bei der Popshow"Formel Eins". Seit 1986 hat er auch über 100 Werbespotsgedreht. Mit seinem jetzigen Produzenten Richard Claus kompilierte erdie Schlüsselloch-Anthologie "Als die Liebe laufen lernte -2.Teil". Mit dem Thriller um eine stumme Maskenbildnerin "StummeZeugin" gelang Waller der Durchbruch.

Neben den recht unbekannten Mitspielern überrascht JulieDelpy mit schön einfachem, gar nicht abgehobenem Spiel. Diedigital erzeugten Werwölfe sind nicht Fisch, nicht Fleisch. Sieprotzen einerseits deutlich erkennbar mit ihrem schrecklichenAussehen, wirken aber im restlichen Bild deplaziert und funktionierenso nicht richtig. Wie schön waren da doch diezurückhaltenden Masken in "Wolf"!


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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