8 Mile

USA 2002 (8 Mile) Regie: Curtis Hanson Mit: Eminem, Kim Basinger, Mekhi Phifer 110 Min. FSK: ab 12

Yo, Leute! Listen to this: Dieser Junge hat es nicht nur musikalisch drauf, Eminem kann auch schauspielern. Bei seinem Filmdebüt "8 Mile" überzeugt der umstrittene Rap-Star mit autobiographisch angehauchter Story und gutem Team.

Der erste große Auftritt des schüchternen weißen James Smith (Eminem) bleibt ihm im Halse stecken. Der schwarze Rap-Club 3-1-3 kocht, alles wartet auf seine Antwort im poetisch-aggressiven Schlagabtausch namens Battle-Rap. Doch Rapper Smith, hier B-Rabbit genannt, bekommt kein Wort heraus. Dabei hätte er viel zu erzählen: Sein Hab und Gut steckt in einem Plastiksack, weil die Ex sich Wohnung und Auto ergaunert hat. Zurück in der Camper-Siedlung der trinkenden (I'm sorry ...) Mama (Kim Basinger) gibt es eine Prügelei mit derem aktuellen Sexpartner. Doch trotz allem Frust geht Rabbit weiter zum miesen Job in der Stahlfabrik seiner herunter gekommenen Stadt Detroit, in der die 8 Mile-Grenze arm und reich trennt.

Der provokante Rap-Poet Eminem spielt sich in diesem US-Erfolg selbst, begeht den Weg des typischen Starfilms, vermeidet aber unter der guten Regie von Curtis Hanson ("L.A. Confidential", "Wonder Boys") die schlimmsten Klischees des Genres. 1995 ist der Rapper ganz unten, muss sich als Weißer in der schwarzen Hiphop-Szene durchsetzen. Er steht zwar bereits vor der Karriere-Entscheidung zwischen einem Plattenvertrag und dem ehrlicheren Club des Freundes, doch vorerst sind dies Träumereien. Vor allem die freche Alex (Brittany Murphy aus "Sag kein Wort") glaubt an Rabbits Talent.

"8 Mile" überrascht: Einerseits gibt es keinen einzigen Eminem-Song vor dem Abspann, andererseits ist der anständige Film meilenweit von simplen Sternchen-Vehikeln (wie der Britney Spears-Ausrutscher "Not a Girl") entfernt. Curtis Hanson bringt mit vielen Seitenblicken die elenden Lebensumstände Detroits ein, Insider-Talk und name dropping versorgt die Hiphop-Fans. Gangs, die vor allem aus Gangstern bestehen, gehören ebenso dazu wie harte Drogen - von denen jedoch ist im Film nichts zu sehen! Die Rap-Szenen blieben zum Glück im Original mit Untertiteln, wenn auch danach die furchtbare Synchro um so quälender klingt. Zwar ringt der Film um Authentizität, alle Klischees kann Hanson jedoch nicht vermeiden: Kim Basinger sieht für eine trinkende Trailermutter ziemlich gut aus, der Cannes-Sieger "Rosetta" hätte hier Nachhilfe liefern können.

Doch vor allem die Inszenierung Eminems gelang in dem nicht allzu dramatischen "8 Mile": Vom weichen weißen Jüngelchen mit seinen zeitweiligen Gewaltausbrüchen bis zum hart ausgeleuchteten Gesicht im letzten Kampfgesang passt der Star in seine Rolle. Wenn der penetrant schwulenfeindliche Eminem als B-Rabbit allerdings homophobe Reimer angreift, fallen die Image-Entwürfe von Star-Rapper und Filmfigur auseinander. Um mit eindrucksvollen Einlagen des außergewöhnlichen, eines witzigen und schlagfertigen Sprachtalents des Rappers wieder zur Deckung zu kommen.

http://www.8-mile.com


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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