25 Stunden

USA 2002 (25th Hour) Regie: Spike Lee mit: Edward Norton, Philip Seymour Hoffman, Barry Pepper 135 Min. FSK: ab 12

Wenn der engagierte Filmemacher Spike Lee die letzten Stunden eines verurteilten Dealers mit seiner New York-Hymne "25 Stunden" verbindet, wird es lokal-patriotisch, aber trotz bester Besetzung mit Edward Norton nicht besonders packend.

Monty Brogan - in der ersten Szene sehen wir das Beste von ihm, er rettet einen Hund, der ihn seit dem begleitet. Ab dann geht es bergab mit Monty, dem lässigen Typ mit dem exklusiven Lebensstil - je mehr wir von ihm erfahren, desto weniger interessiert uns der einst gewissenlose und jetzt larmoyante Dealer. Irgendwann wurde er zu gierig, die Polizei erwischte ihn mit reichlich Beweismaterial. Jetzt hat er eine Verabredung mit dem Knast und nutzt seien letzten Tag in der Freiheit, um sich zu verabschieden.

Die Treffen mit Vater, Freunden und Bossen zeigen ein wenig Reue, aber Monty hat vor allem ein Problem: Es sieht so knackig aus, dass er im Knast die umgehende Vergewaltigung befürchtet. Da machen sich vor allem seine beiden alten Kumpels ein paar Gedanken mehr - der eine zynischer Broker (Barry Pepper), der andere ein verklemmter jüdischer Literaturdozent (Philip Seymour Hoffman). Zu klären ist auch noch, ob Montys aus Puerto Rica stammende Freundin Naturelle ihn vielleicht verpfiffen hat. Nach langen Minuten geriet auch der Klimax undramatisch, weil es nicht wirklich interessiert, wie es einem Drogendealer in den nächsten Jahren in Knast ergehen wird.

Klasse Darsteller, gute Dialoge, ein genialer, über lange Strecken durchkomponierter Soundtrack, ein paar besondere Spike Lee-Aufnahmen und trotzdem nur ein mäßig packender Film. Was Spike Lee nach vielen genialen und immer kämpferischen Filmen ("Do the Right Thing", "Mo' Better Blues" und "Malcolm X") diesmal zu sagen hat, mag die New Yorker berühren, vielleicht auch noch die Amerikaner. Denn nach dem 11. September 2001 kämpft er nicht für gleiche Rechte, will nicht die Kultur und das besondere Leben der Afroamerikaner zeigen. Spike Lee äußert sich als New Yorker - als erschütterter New Yorker. Die Narbe der Twin Towers wird zu einem Denkmal aus Lichtsäulen ... und man soll berührt sein. Immer wieder gerät die Stadt zur Hauptfigur, mal beschimpft Monty ihr Multikulturelles, später glorifiziert sein Blick die vielen unterschiedlichen Gesichter des Molochs. Also legen wir diese "25 Stunden" für die kommende New York, New York-Retro ab und warten auf den nächsten Spike Lee, der hoffentlich bis dahin die lokale Nabelschau aufgibt.

http://www.movie.de/25_stunden/


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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